waren die teuflisch blitzenden Augen meines Schwiegervaters.“ Als die letzten Worte aus der Geschichte über Narges verklungen waren, einer jungen Frau, die mit Säure geblendet wurde, blieb es lange still unter den Zuhörern. Nur zögernd kamen die ersten Fragen an Jasmin Taylor. Die Autorin, eine energiegeladene lebensbejahende Frau Mitte 50, studierte Psychologin, erfolgreiche Geschäftsfrau, erzählt in dem Buch „Im Namen Gottes“ von den Schicksalen von Frauen und Mädchen in ihrer Heimat, die die Welt als Islamische Republik Iran kennt. Es ist ihre eigene Geschichte oder sind Berichte von nahestehenden Menschen. Jeder Fall ist authentisch und für sich ein erschütterndes Zeugnis, was Menschen anderen Menschen antun können. Und das im Namen des Gesetzes. Eines Gesetzes, das über 1400 Jahre alt ist und das im Iran ohne Skrupel angewendet wird. Jasmin Taylor beschreibt in sieben Kapiteln anhand der Erlebnisberichte, wie die islamischen Gesetze zur Strafmündigkeit, im Eherecht, Sorgerecht, Vergeltungsrecht und anderen Gebieten beschaffen sind. Dem stellt sie die Positionen der internationalen Rechtsprechung gegenüber. Sie erklärt, welche Hintertüren es gibt, mit denen die Regierung des Iran international salonfähig wird. Diese unterschreibt zum Beispiel die UN-Kinderrechtskonvention, aber räumt sich andererseits durch einen Zusatz das Recht ein, Mädchen mit neun Jahren zu verheiraten. Taylor fordert die Welt, vor allem die politisch Verantwortlichen auf, ihre Augen vor diesen Zuständen nicht zu verschließen. Ausdrücklich betont sie aber, dass die Religion des Islam nicht monolithisch gesehen werden darf, dass es auch dort Forderungen nach einer Reform der traditionellen Auslegungen gibt.
Hat sie Angst, dass sie selbst Opfer eines Racheanschlags werden könnte? Sie weiß, dass sie nicht sicher sein kann vor einer solchen Vergeltung. Aber sie hat erfahren: Man muss etwas tun! Sie engagiert sich.
Es ist bezeichnend, dass dieses Buch gerade im Europa Verlag erschienen ist. Dieser 90-jährige Verlag, geprägt vor allen Dingen von der Persönlichkeit des Verlegers Emil Oprecht, hat sich die Verteidigung der Freiheit und Menschlichkeit während seiner gesamten Geschichte auf die Fahnen geschrieben und war in der Zeit des deutschen Faschismus Anlaufstelle für mehr als 100 Exilautoren. rv