Immer geht es um Wechselwirkungen zwischen Technik und Menschen. Reichl beschreibt Hackerangriffe und belegt, dass digital nicht umsonst ist – „selbst das kleinste Bit braucht Energie“. Er fragt nach den ethischen Grenzen der KI, den Chancen für eine digitale Abstinenz und einem Hippokratischen Eid der Informatiker. „Homo cyber“ erklärt, wie ChatGPT funktioniert und wieso man selbst Fotografien und Filmen nicht mehr trauen kann. Wenn heute hocheffiziente Suchmaschinen riesige Wissensbestände allen Menschen zugänglich machen, muss Bildung völlig neu definiert werden, ist der Autor überzeugt, „denn nicht überall ist Wissen drin, wo Wissen draufsteht“.
Einem guten Informatiker würden Latein, Philosophie und Kunstverständnis ebenso gut zu Gesicht stehen wie Programmierung und Integralrechnung. Und so kann man ihn selbst nicht nur im Hörsaal, sondern ebenso als Klavierbegleiter bei Opernabenden erleben.
Sein Buch ist anekdotenreich und voll von Bezügen zu Literatur (der Titel erinnert bewusst an Max Frischs „Homo faber“) und Musik wie von Beispielen aus dem für jedermann nachvollziehbaren Alltag. rvReichl, Peter: Homo cyber. Müry Salzmann Verlag, 2023.