Hunde mit solch einem schwierigen Werdegang haben es nicht leicht, in eine neue Familie vermittelt zu werden. Stehen sie doch auch in gewisser Weise in Konkurrenz zu den Angeboten zahlreicher Züchter. Außerdem benötigen solche Tiere je nach Schicksal mehr Aufmerksamkeit in der Erziehung und bei der Integration in das neue Zuhause. Wer also ernsthaft einen Hund möchte, hat also die Qual der Wahl.
Für Dominique Sieber stellte sich genau diese Frage. Sie spielte schon lange mit dem Gedanken, sich einen Hund zuzulegen. Zunächst schaute sie sich bei mehren Züchtern um. Auch an einen Hund aus dem Tierheim oder aus einer Rettungsstation hat sie dabei gedacht.
Letztlich entdeckte Dominique Sieber auf der Internetseite einer Tierschutzorganisation, die deutschlandweit Hunde aus Rumänien vermittelt, ein noch sehr junges Tier, das ihr besonderes Interesse weckte. Dabei handelt es sich um Heino, der nun schon seit vier Jahren bei ihr und ihrem Partner lebt.
Worauf sie sich einlassen würden, ahnten die beiden damals nicht. „Heino wurde uns als verspielt und welpentypisch beschrieben“, berichtet Dominique Sieber. Und schon zwei Wochen später nahm sie ihren neuen Hund in Berlin, wo sie damals noch lebte, entgegen. „Ich nahm eigens vier Wochen frei, um in der Eingewöhnungsphase des Hündchens immer vor Ort zu sein“, sagte sie weiter. Schnell stellte sich aber heraus, dass Heino äußerst ängstlich war. Das quirlige, pulsierende Stadtleben mit den unzähligen Eindrücken war dem jungen Hund völlig fremd. In seiner rumänischen Heimat kam er aus einer ländlichen Gegend.
Ein Hundetrainer wurde hinzugezogen, doch das brachte nicht viel. „Selbst Einzelstunden führten nicht zum gewünschten Erfolg“, erzählt Dominique Sieber. Auch ein zweiter Hundetrainer gab nach vier Wochen auf. „Heino hatte noch immer vor allem Möglichen große Angst“.
Dominique und ihr Partner spielten schon mit dem Gedanken, Heino in eine andere Familie zu geben, am Besten auf dem Lande, denn eines war den beiden längst klar: Heino ist definitiv kein Stadthund.
Ein dritter Hundetrainer, der sich auf Problemfälle spezialisiert hat, sollte ein letzter Versuch sein. „Ein echter Erfolg und auch ich lernte viel hinzu“, so Dominique Sieber. Spaziergänge in der Stadt waren nun endlich mit Heino möglich.
Das Paar musste sich aber auch darüber bewusst werden, dass ihr Hund nie besonders souverän und selbstbewusst sein wird. Heino gehörte längst fest zur Familie und durch ihn beschleunigte sich auch die Umsetzung eines lang gehegten Wunsches: Dominique Sieber, ihr Partner und Heino zogen aufs Land. Seit fast zwei Jahren wohnen sie bereits im kleinen Städtchen Kyritz, wo Dominique Sieber einen Hundeladen eröffnete.
Heino hat nun viel Auslauf auf dem eigenen Hof, viel Ruhe und blüht seither regelrecht auf. Dem Durchhaltewillen des Paares und ihrer schier unendlichen Geduld hat es Heino zu verdanken, nicht noch einmal entwurzelt zu werden. Längst nicht jeder Hund mit diesem Hintergrund hat solches Glück. Wie bei Züchtern auch, rät Dominique Sieber Interessierten, sich im Vorfeld die Tierschutzvereine und Organisationen, die Hunde vermitteln oder verkaufen, genauer anzuschauen. „Schwarze Schafe gibt es leider überall“, sagt sie.
Fälle wie die von Dominique Sieber und ihrem Heino sind Jasmin von der Gönna bestens bekannt. Die 35-jährige ist Hundetrainerin und zog im Sommer vergangenen Jahres von Berlin ins beschauliche Prignitz-Dorf Schönebeck.
Jasmin von der Gönna hat selbst Hunde aus dem Ausland aus einer dortigen Auffangstation in Rumänien bei sich aufgenommen und kennt das Problempotenzial, das solche Tiere mit sich bringen können. Einer dieser Hunde ist Gogu. Der Herdenschutzhund war rund zweieinhalb Jahre alt, als er nach Deutschland kam. Eigentlich sollte das Tier nur zeitweilig bei Jasmin von der Gönna bleiben, bis sich jemand Passendes findet. „Doch weil alles stimmte, entschloss ich mich, ihn selbst zu behalten“, berichtet sie weiter.
Gogu lebte in einem verwilderten Rudel von rund 70 Tieren in der rumänischen Provinz und war nur einer von insgesamt vier Hunden, die daraus vermittelt werden konnten. Alle anderen waren zu scheu gegenüber Menschen. Inzwischen ist Gogu nicht nur in der Familie von Jasmin von der Gönna voll inte-griert, sondern arbeitet als ausgebildeter Therapiehund unter anderem bei der Sozialisierung von Welpen mit. Bis dahin war es jedoch ein hartes Stück Arbeit. „Ich wusste aber auch genau, worauf ich mich einlasse“, sagte die Hundetrainerin.
Ihr anderer Hund Puk stammt auch aus Rumänien und ist wie Gogu nun Teil der Familie. Puk hat gesundheitliche Probleme und ist sehr zurückhaltend. „Bei ihm ist viel Geduld gefragt“, so Jasmin von der Gönna. Doch damit kommt die Hundetrainerin gut klar. André ReichelBei Jasmin von der Gönna kann man auch Rat und Hilfe bekommen, wenn man einen Problemfall auf vier Pfoten hat. Kontakt online unter www.charakterhunde.net