Sowieso führt für das Gestüt kaum ein Weg daran vorbei. Schon von den örtlichen Gegebenheiten her zieht es Besucher an: mit der vom Flusslauf der Dosse geprägten Landschaft, mit rund 400 Hektar Wald und Weiden, mit unzähligen Pferden hautnah und gleich zwei umfangreichen, klassizistischen Gebäudeensembles. Viel mehr kann man sich für den Landausflug kaum wünschen.
Besucher – Pferdeexperten wie Laien – spielten schon eine wichtige Rolle, lange bevor das Haupt- und Landgestüt 2001 zur brandenburgischen Landesstiftung wurde. Im heutigen Landstallmeisterhaus residierte im späten 18. Jahrhundert Preußens König Friedrich Wilhelm II., wenn er nach „seinen“ Pferden sehen wollte.
Spätestens mit den jährlichen Hengstparaden wurde der Landwirtschaftsbetrieb in den 1920er Jahren zum Anziehungspunkt für alle, die die Begeisterung fürs Pferd teilten. 2023 zählte die Veranstaltung an drei Sonnabenden im September rund 14 000 Besucher. In den vergangenen Jahren etablierten sich unter anderem der „Neustädter Fohlenfrühling“ oder die stets ausverkauften Weihnachtsgalas als weitere Highlights.
„Damit sind wir natürlich touristisch aktiv“, erklärt Regine Ebert und ergänzt: „Wir nutzen unsere Möglichkeiten aus, indem wir neben den traditionellen öffentlichen Veranstaltungen auch individuelle touristische Angebote unterbreiten.“ Das beginnt mit den Führungen für spontane Besucher. Von April bis September geht es dabei immer dienstags und donnerstags ab 15 Uhr vom Landstallmeisterhaus aus quer über die Anlagen. Außerdem betreibt das Gestüt zwei eigene Museen: das Gestütsmuseum zur Geschichte der Pferdezucht in Neustadt (montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr) und das Kutschenmuseum (April bis Oktober auf Anmeldung). Großer Beliebtheit erfreuen sich die Kutsch- und Kremserfahrten durch die Umgebung, die Gäste von April bis Oktober buchen können. Für Gruppen organisiert das Gestüt auch Kaffee und Kuchen im historischen Kutschstall – ganz wie ein professioneller Gastgeber.
Es betreibt sogar eigene Gästequartiere – obwohl die vor allem von Fachbesuchern genutzt werden. Schließlich hat das Gestüt über die Landesgrenzen hinaus einen guten Namen bei der Ausbildung von Pferdezüchtern und Reitern beziehungsweise Fahrern.
Aber: „Unsere Weiterbildungsangebote richten sich auch an Freizeitreiter mit eigenem Pferd“, sagt Regine Ebert. Sowohl im Springen als auch in der Dressur kann man in Neustadt von Experten lernen. „Auch gern in Kombination mit Geländeritten hier in der Umgebung – allein oder geführt“, sagt die Gestütsgeschäftsführerin. „Wir haben hier ja wirklich viele reizvolle Wege, die sich hervorragend für die Pferde eignen.“ Zwei Stunden und mehr unterwegs zu sein, ohne etwa im Kreis zu reiten, sei in Neustadt überhaupt kein Problem.
Die Unterkunft im historischen Kavaliershaus direkt am Hof des Hauptgestüts ist für Pferdefreunde dabei eigentlich ein Muss. Das Niveau ist zwar schlicht und entspricht in etwa gutem Jugendherbergestandard (dafür ist ein Blick auf die Pferde inklusive), aber das gilt für die Preise ebenso. „Das wird gut nachgefragt“, berichtet Regine Ebert. „Unsere Kapazität ist begrenzt, weil wir ja auch unsere Lehrgangsteilnehmer unterbringen. Die Kombination aus Ausbildung und Ausritten ist eben attraktiv. Da haben wir durchaus Wartelisten.“
Speziell an den Wochenenden haben aber auch Besucher ohne Pferd gute Chancen, im Kavaliershaus zu übernachten und die besondere Atmosphäre ganz nah am Pferd zu erleben. Nachfragen – auch zu Führungen oder Kremserfahrten – nimmt das Haupt- und Landgestüt Neustadt unter 033970/5 02 90 oder per E-Mail an info@neustaedter-gestuete.de entgegen. Alexander Beckmann