In diesem Jahr wird die Gluck-Oper „Iphigenie in Aulis“ aufgeführt. Am gestrigen Karfreitag war die Premiere, am morgigen Ostersonntag folgt der zweite Auftritt. Die Neuruppiner begleiten in dem Stück alle für den Opernchor vorgesehenen Passagen musikalisch. Ein Ritterschlag. Genau genommen schon der zweite.
Die Zusammenarbeit „Rheinsberg-Neuruppin“ hatte bereits letztes Jahr angefangen. Für die „Osterfestspiele der Kammeroper Schloss Rheinsberg“ wurde ein Kammerchor gesucht. Anlass: die Aufführung der Oper „Silla“ von Carl Heinrich Graun. Die war 2022 nach 240 Jahren bei den Innsbrucker Festspielen erstmals wieder vor Publikum aufgeführt worden – anschließend mit demselben Ensemble in Rheinsberg, allerdings ohne den italienischen Kammerchor. Deshalb wurde ein Chor in der Neuruppiner Region gesucht. „Ich bekam eine Anfrage aus Rheinsberg, ob wir uns vorstellen könnten, unseren Teil beizutragen“, so Thomas Bünger. Nach einer Hörprobe fiel die Entscheidung pro Chorisma. Somit feierten die Neuruppiner ihr Debüt als Opernchor bei der Produktion der international hochkarätig besetzten Oper „Silla“. Vor Jahresfrist galt die Zusammenarbeit für die beiden Veranstaltungen des Oster-Wochenendes.
„Wir müssen uns nicht so ganz schlecht angestellt haben, sonst wäre die Anfrage in diesem Jahr wohl nicht gekommen“, vermutet der Vereinsvorsitzende, der als Tenor Mitglied des Chors ist. Gemeinsam entschieden die Sängerinnen und Sänger, dass sie das machen wollen. Die 14 Frauen und Männer ließen sich auf eine Mammutaufgabe ein. Schon die Vorbereitung zog sich über Wochen hin.
„Wir trafen uns bereits im Januar intern, um die Stücke einzustudieren. Bis zum 4. März ging das.“ Am 11. März begannen die Proben in Rheinsberg. „Da kann man nicht erst anfangen, etwas einzustudieren. Jeder kommt dort gut vorbereitet hin. Solisten und Orchester ebenso wie wir. Wir können unsere Stücke. Das erwarten der Regisseur und der Dirigent“, so Thomas Bünger. Etwa 15 Mal fuhren die Neuruppiner nach Rheinsberg. „Wenn der Regisseur sagt, dass eine bestimmte Szene mit Chor geprobt wird, müssen wir bereit sein.“
Es bleibt nicht bei den beiden Auftritten am Oster-Wochenende. Im Juli wird es sechs weitere Veranstaltungen geben, bei denen der Kammerchor Chorisma als Teil der Inszenierung von Georg Quander und unter musikalischer Leitung von Werner Ehrhardt szenisch auf der Bühne des Schlosstheaters Rheinsberg zu erleben ist. Im Festivalsommer der Kammeroper findet das kulturelle Spektakel Open-Air im Heckentheater Schloss Rheinsberg statt.
Dass die Oper in drei Akten vor einem großen Publikum aufgeführt wird, tangiere die Künstler in ihrer Gefühlswelt laut Thomas Bünger nur peripher. „Da wir szenisch mit eingebunden sind – also richtig spielen –, bekommt man nicht so viel mit. Es verlangt eine hohe Konzentration. Bei mir gibt es mit Blick auf das Wochenende eine gewisse Aufregung, aber eher wegen der Freude.“
Der Kammerchor Chorisma hat sich für das zeitweilige Engagement in Rheinsberg personell leicht verstärkt, um allen Eventualitäten wie Krankheit vorzubeugen. Fünf Sängerinnen und Sänger holten sie sich dazu; darunter sind ehemalige Chorisma-Mitstreiter beziehungsweise welche aus anderen Neuruppiner Chören.
Nach dem Auftakt am Karfreitag beginnt die zweite Aufführung am Ostersonntag um 16 Uhr im Schlosstheater. Im Juli sind diese Termine festgelegt: 6., 9., 11., 13. 16. und 18. Juli jeweils 19.30 Uhr im Heckentheater. sbMehr Infos zu Aufführungen und Tickets in Rheinsberg unter https://kammeroper-schloss-rheinsberg.de/spielplan