Der Wochenspiegel veröffentlicht in loser Folge Texte auf Plattdeutsch. Unterstützt werden wir dabei vom Verein für Niederdeutsch im Land Brandenburg e.V. sowie vom Plattdeutschen Stammtisch Wittstock. Dafür vielen Dank! Dieses Mal ist der Text auf Mecklenburger Platt. Zum besseren Verständnis haben wir von den Experten eine freie Übersetzung des Gedichts bekommen, die wir ebenfalls veröffentlichen.
Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, viel Vergnügen beim Lesen! Ihr Wochenspiegel-TeamBlaumenDat wier an´n drüdden Schöpfungsdag.
Uns´ Herrgott wier grad up dat Flag,
de Ird mit Büsch un Böm tau smücken,
un as dat leet, würd em dat glücken.
He plante Palm´n un Lind´n un Eiken
un Dannenböm un hoge Böken,
he plante Kurn un greunes Gras;
un as nu allens wier tau Paß
un allens wier mit Greuns beplant,
stellt he den Gräwer an de Wand,
üm sick nu mal eins antauseihn,
ob allens wier ok gaud un schön.
Dit müßt nu doch nich ganz so sien;
Uns´ Herrgott mök so ´n treckig Mien
un schürrt den Kopp in einen furt,
as harr de Kram nich ganz sien Ort.
„Ick weit nich mal, mi kümmt dat vör,
as wenn hier wat nich richtig wier,-
dat lett jo süss ganz nett un schön,-
dat föllt man öwer all in ´t Greun!
De Bläder greun, – un greun dat Krut,
de ganze Ird süht greunlich ut,-
un Holt un Strük un Stemmen gries?-
Ne, so is mi der Kram tau mieß,
dor möt ´ck noch wat Aparts erfinn´n.“
Uns´ Herrgott füng nu an tau sinn´n
un öwerläd ´ne Viertelstund´n
un harr denn bald ´n Utweg fund´n.
He halte sick sien Farwpött her
un rögte an von jede Klör,
denn sned he Bläder, grot un lütt,-
un rot un blau, un gäl un witt,
so strek he ´s an, grad as em ´t schient,
un spaßig fünd ´t uns´ Herr un grient,-
weck sned he lang, wek sned he rund,
un an de Stengels kunterbunt
sett´t he se an un lacht so eigen
un dacht, wenn dit de Engels seegen,-
Un wenn em ein so recht geföll,
denn küsst he se, un up de Stell
steeg ut diss´ Blom de schönste Duft,
un licht un lewlich würd de Luft.
„Nu kiek blot einer! – wat ´ne Pracht!
Dit harr ick doch meindag´nich dacht!
Wo lacht dat ut de Bläder rut,
wo süht de Ird nu fründlich ut,
nu hett se ierst ein Anseihn krägen-!
Jug lat ick wassen allentwägen,
baben up de Bargen, deep in de Gründ´n,
allöwerall sall man jug find´n,
up drögen Sand, up greuner Flur,
as schönsten Smuck in de Natur,
un Freud un Sägen süllt ji bringen
un stumm von jugen Schöpfer singen,
dat he in siene grote Lew
jug, Blaumen, för de Minschheit gew.
Rudolf TarnowBlumen(freie Übersetzung)Es war am dritten Schöpfungstag.
Unser Herrgott war gerade dabei,
die Erde mit Büschen und Bäumen zu schmücken,
und wie es aussah, würde ihm das glücken.
Er pflanzte Palmen und Linden und Eichen
und Tannenbäume und hohe Buchen,
er pflanzte Korn und grünes Gras;
und als nun alles fertig war
und alles war mit Grün bepflanzt,
stellte er den Spaten an die Wand,
um sich nun einmal anzusehen,
ob alles wäre gut und schön.
Das war aber noch nicht ganz so,
unser Herrgott machte ein nachdenkliches Gesicht
und schüttelte den Kopf in einem fort,
als stimmte der Kram noch nicht.
„Ich weiß nicht mal, mir kommt das vor,
als wenn hier was nicht richtig wär,
das sieht ja sonst ganz nett und schön aus,
da fällt man überall ins Grüne!
Die Blätter grün, – und grün das Kraut,
die ganze Erde sieht grünlich aus,-
und Wald und Sträucher und Stämme grau? –
Nein, so ist mir der Kram zu eintönig,
da muss ich noch was Besonderes erfinden.“
Unser Herrgott fing nun an nachzudenken
und überlegte eine Viertelstunde
und hatte dann bald einen Ausweg gefunden.
Er holte sich seine Farbtöpfe her
und rührte von jeder Farbe etwas an,
dann schnitt er Blätter, große und kleine, –
und rote und blaue, und gelbe und weiße,
so strich er sie an, gerade wie es ihm einfiel,
und unser Herr fand es lustig und grinste, –
welche schnitt er lang, welche schnitt er rund,
und an die Stängel kunterbunt
setzte er sie an und lachte in sich hinein
und dachte, wenn das die Engel sehen, –
Und wenn ihm eine so recht gefiel,
dann küsste er sie, und auf der Stelle
stieg aus dieser Blume der schönste Duft,
und leicht und lieblich wurde die Luft.
„Nun guck bloß einer an! – Was für eine Pracht!
Das hätte ich doch nie gedacht!
Wie lacht das aus den Blättern raus,
wie sieht die Erde nun freundlich aus,
nun hat sie erst ein Gesicht bekommen!
Euch lass ich wachsen überall,
oben auf den Bergen, tief in den Gründen,
überall soll man euch finden,
auf trockenem Sand, auf grüner Flur,
als schönsten Schmuck in der Natur,
und Freude und Segen sollt ihr bringen
und stumm von eurem Schöpfer singen,
das er in seiner großen Liebe
euch, Blumen, für die Menschheit gab.