Geschrieben steht aber auch: „Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass unsere Tätigkeit nur eine Hilfestellung darstellt und rein ehrenamtlich neben unserer Arbeit betrieben wird. Alle üblichen Vergrämungsmethoden sowie eine wildtierfreundliche Mähtechnik sollten dennoch angewendet werden. Wir übernehmen keine Garantie, dass wir jeden Morgen ein Team bereitstellen und alle Kitze finden beziehungsweise sichern können.“ Auf der Homepage des Vereins ist ein entsprechender „Mähknigge“ für die Landwirte veröffentlicht.
Dass Wärmebilddrohnen bei der Rehkitzsuche ungemein helfen, weiß man längst auch beim Kreisjagdverband OPR. Dieser beschaffte sich drei Stück per Sponsoring über die Sparkasse – was bei Weitem nicht genug ist, um überall damit im Einsatz zu sein. Darüber hinaus dürfe dies „nicht davon ablenken, dass die Landwirte in der Verantwortung stehen“, sagte der Verbandsvorsitzende Tobias Wagner der MAZ bereits voriges Jahr. Da war bekannt geworden, was Landwirten droht, wenn sie die Tiere ignorieren: Nach einem Vorfall von Rehkitztötungen bei Mäharbeiten nahe Kyritz-Heinrichsfelde gab es eine erste Entscheidung im Landkreis. Es war die Zahlung einer Strafe von 1200 Euro, gegen welche die Staatsanwaltschaft Neuruppin weitere Ermittlungen allerdings einstellte. In der zurückliegenden Saison 2023 wurden allein vom Kitzrettungsverein 1100 Hektar Wiesen mit dessen zwei Drohnen, für die fünf Piloten bereitstehen, abgeflogen. „Wir haben 100 Kitze gefunden. Stimmt nicht. 99 Kitze und ein Rotkalb“, erinnert sich Sarah Böhm.
Sie betont jedoch, dass es auch noch um sehr viel mehr Tiere geht, die bei den Absuchen noch rechtzeitig aus dem Gelände flüchten können: Junghasen und seltene Bodenbrüter wie die Feldlerche oder der Wachtelkönig. „Wir haben auch schon ein Fasanengelege gefunden.“ Manche Jäger, aber eben auch die verantwortlichen Landwirte haben derweil eigene Drohnen angeschafft. So etwa in der Prignitz im Bereich des Jagdverbandes Pritzwalk. „Unsere vier mit Wärmebildtechnik ausgestatteten Drohnen und die der Jagdgenossenschaft Nettelbeck waren voll ausgelastet“, berichtete Werner Sperling als Vorsitzender des Jagdverbandes Pritzwalk nach der letzten Saison.
„Die Landwirte, mit denen in den meisten Fällen eine gute Zusammenarbeit besteht, meldeten sich bei den Jagdpächtern, die mit den Drohnenpiloten Kontakt aufnahmen und die Einsätze abstimmten“, so Sperling. Neun Piloten und viele Helfer fanden bei 50 Einsätzen auf rund 2000 Hektar etwa 160 Kitze.
Wie so ein Drohneneinsatz aussieht, gibt es für die Öffentlichkeit demnächst bei einer Vorführung im Dreetzer „Arboretum“ zu erleben. Bei dem dort ersten Jägerfest für Nordwestbrandenburg mit dem Titel „Hundegeläut und Hörnerklang“ ist neben einem Drohnenteam des Kreisjagdverbandes OPR auch der Kitzrettungsverein dabei.
Das Fest am Sonnabend, dem 25. Mai, ist eine Veranstaltung der Kreisjagdverbände Nauen, Rathenow und OPR. Es soll der Öffentlichkeit die Bandbreite des Themas Jagd näherbringen und Jagd vor allem als Naturschutz und Brauchtumspflege erklären. Matthias Anke