Perleberg. Es ist alles ein bisschen XXL, in jedem Fall Kulinarik und ein Schuss Exotik – die Straußenfarm Westprignitz in Perleberg erfüllt so ziemlich alle Kriterien des Außergewöhnlichen: große Tiere, spezielle Kost, afrikanisches Flair. Etwa 80 Strauße halten Dietmar und Silke Joesten am Rand von Perleberg. Sie züchten sie, sie mästen sie, sie schlachten sie, sie vermarkten das verarbeitete Fleisch. Seit genau 20 Jahren tun sie dies. Immer im Nebenerwerb. „Aber man muss sagen, das ist schon fast ein zweiter Vollzeitjob“, so der Immobilienmakler. Anfangs lag die Zahl der Strauße bei etwa 20. Sie wuchs zwischenzeitlich auf 185. Aber das sei zu viel gewesen, „eine echte Hausnummer“. 80 Strauße seien handhabbar.

Der Perleberger, der einer Landwirtschaftsfamilie entstammt, ist ein Freund des Exotischen. Deshalb kaufte er sich 2004 fünf Straußenküken. Daraus entstand in zwei Jahrzehnten eine Farm, in der auf zehn Hektar die großen Laufvögel (Männchen sind bis zu 2,75 m groß) gehalten werden – mit dem Ziel, deren Fleisch zu verarbeiten. Aus dem Grund baute er 2009 ein EU-genormtes Schlachthaus, das auf Strauße spezialisiert ist. Das nächste stehe in Greifswald. „Der Aufwand, dorthin zu fahren, ist viel zu hoch.“ Für Mensch und Tier. Deshalb wird in Perleberg geschlachtet. Die Verarbeitung des Straußenfleisches übernimmt die Fleischerei Hildebrandt in Kletzke, sie veredelt die Ware zu Schinken, Salami, Leberwurst, Straußensteak, Straußenfilet, Bratwurst oder Knackern.

Dietmar Joesten: „Straußenfleisch schmeckt prima.“ Es habe keinen starken Eigengeschmack und lasse sich gut würzen. Diabetikern oder Menschen, die sich bewusst ernähren, sei das Fleisch besonders zu empfehlen. Es enthalte wenig Cholesterin und Fett, dafür sei es aber recht eisenhaltig. Alle Produkte des größten Vogels der Welt sind – sofern vorrätig – im eigenen Hofladen erhältlich. Der Hofladen (Lübzower Weg 1, Perleberg) hat zu diesen Zeiten geöffnet: Donnerstag 16 bis 18 Uhr, Freitag 14 bis 16 Uhr, Sonnabend 9 bis 12 Uhr. Außerhalb der Öffnungszeiten können Termine vereinbart werden. Die Besonderheit, die die Straußenfarm Westprignitz zu bieten hat, sprach sich schnell herum. In der Region, wo die meisten der Stammkunden herkommen – darunter auch Restaurants – sowieso. Dann gibt es die „Landvergnügen“-Community, zu der die Straußenfarm zählt. Darin organisiert sind rund 2000 Gastgeber mit Stellplätzen für Reisemobile in Deutschland und Österreich. Reisende können abseits bekannter Touristenpfade die Ruhe genießen – so auch in Perleberg. „Die Gäste kaufen bei uns auch immer gleich ein“, so Dietmar Joesten. Das sind nicht immer Wurst und Fleisch, sondern auch Kunsthandwerker-Arbeiten wie Lampen aus dem Ei oder Staubwedel aus Straußenfedern. Führungen über die Straußenfarm sind für Gruppen ab acht Personen möglich (Anmeldung per E-Mail: joesten@01019freenet.de).

Das 20-jährige Jubiläum wird am letzten Juni-Wochenende mit einem Hoffest über zwei Tage begangen. Stefan Blumberg