„Ab 1983 arbeitete ich fünf Jahre lang im Pflegeheim in Rühstädt. Das war zu DDR-Zeiten im Schloss Rühstädt untergebracht. 1986 schloss ich mein Fernstudium in Schwerin ab”, berichtete sie. Danach arbeitete sie weitere fünf Jahre im Krankenhaus in Wittenberge in der Krausestraße. 1992 wechselte sie in eine Wittenberger Sozialstation, wo sie sieben Jahre lang tätig war.
„Die Chefs haben gewechselt. Das Arbeitsklima änderte sich. Man hatte nicht das Gefühl, dass man weiter kam. Dabei war ich in verschiedenen Bereichen gut ausgebildet. Schließlich wollte ich dann nur noch weg”, beschloss sie und kündigte ihren Arbeitsvertrag.
In ihr wuchs der Wunsch, sich beruflich selbstständig zu machen. Schon nebenbei, seit Oktober 1998 etwa, bereitete sie ihre Selbstständigkeit vor. „Am 1. April 1999 habe ich mein Unternehmen „Häusliche Krankenpflege Liane Zucht” mit zwei Mitarbeitern eröffnet. Mit einem Patienten haben wir angefangen”, erinnerte sie sich.
Ihre berufliche Qualifizierung war damit noch lange nicht abgeschlossen. Ab März 1999 machte sie eine Ausbildung zur Pflegedienstleiterin. Im April 2000 legte sie die Fachkundeprüfung für Taxi- und Mietwagenunternehmen in Potsdam ab. Damit meldete sie im Juni 2000 ihr Gewerbe als Mietwagenunternehmen an und gründete ihr zweites Unternehmen „Personen-Fahrservice Liane Zucht”. Vier Fahrzeuge wurden rollstuhlgerecht umgebaut. Zu ihren Leistungen zählen Krankenfahrten mit und ohne Rollstuhl sowie Privatfahrten, beispielsweise zum Friseur oder zum Einkauf. „Die Genehmigung, das Mietwagenunternehmen zu betreiben, muss alle fünf Jahre verlängert werden. Das ist schon sehr aufwendig”, berichtet sie. Im Bereich der häuslichen Krankenpflege übernimmt ihr Team Leistungen der Pflegeversicherung wie beispielsweise körperbezogene Pflege, die Hauswirtschaft oder den Einkauf. Zur Behandlungspflege zählen die Medikamentengabe, Injektionen – zum Beispiel Insulin – und das Wechseln von Verbänden. Auch die Pflegeberatung nach Paragraf 37.3 SGB XI gehört dazu. Um ihre Unternehmen auch betriebswirtschaftlich gut führen zu können, belegte sie von 2002 bis 2004 ein BWL-Studium in Potsdam.
2002 waren es zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, im Jahr 2004 25 und 2019 60 Angestellte. Aktuell sind rund 50 Mitarbeiter beschäftigt. „Wir legen bei unserer Arbeit größten Wert auf Qualität und nicht auf Quantität. Leider ist es heute in der Pflege nicht überall so”, bedauert sie.
Im Jahr 2015 kaufte sie das Haus in der Karl-Marx-Straße 23 und ließ es umfassend sanieren. „Fast eine Million Euro sind da reingeflossen. Die Decken waren zusammengebrochen. Es gab Schimmelbefall. Die alten Toiletten befanden sich auf halber Treppe. Alles musste raus”, beschreibt sie den baulichen Aufwand. Das konnte nur mit ihrem Lebensgefährten Thorsten Kaiser von der Firma Kaiserbau bewältigt werden. Entstanden sind zunächst 13 Wohneinheiten, alle behindertengerecht und barrierefrei in modernen Standards. Im September 2016 schließlich zogen die ersten Mieter ein. Alle elf Wohnungen, zwei wurden inzwischen vergrößert, sind heute belegt. Ein begrünter Hinterhof lädt zum Verweilen ein. Es gibt einen Gemeinschaftsraum, in dem sich alle Mieter treffen können.
„Wir betreuen Patienten, die aufgrund ihrer Wohnverhältnisse und ihrer körperlichen Beeinträchtigungen ihre Wohnung nicht mehr verlassen können. Daraus entstand die Idee, barrierefreie Wohnungen anzubieten”, sagt Liane Zucht als Vermieterin der Wohnungen. Die Menschen sollen ihre Wohnungen verlassen und so wieder am öffentlichen Leben teilnehmen können. Und sei es, um nur einmal die Bahnstraße entlangzugehen. Das erhöhe ihre Lebensqualität deutlich. Die Patienten leiden nicht mehr an Einsamkeit und haben ein schöneres Leben. „Das Angebot richtet sich in erster Linie an Patienten mit einer Pflegestufe, kann aber auch von jedem anderen genutzt werden”, betont sie. Es handelt sich nicht um betreutes Wohnen. Aber natürlich kommt der häusliche Pflegedienst bei Bedarf auch dorthin.
„Heute steht für mich die Gesundheit an erster Stelle. Alles sollte stabil bleiben, bleibt es aber leider nicht”, resümiert sie. Durch ständig neue Auflagen der Politik werde die Arbeit nicht leichter. „Die Pflege sollte gerecht bezahlt werden”, wünscht sie sich. „Ich habe gute Mitarbeiter, ohne die das alles nicht funktionieren würde. Deren langjähriger Zuverlässigkeit und Einsatzbereitschaft gilt mein größter Dank”, lobt sie ihre Leute. „Meine 91-jährige Mutter hat bis 2017 die Buchhaltung geführt und unterstützt mich nach wie vor, wie sie kann”, zeigt sie sich dankbar für deren Hilfe. Jens WegnerKarl-Marx-Straße 30, 19322 Wittenberge, Tel. 03877/70791, Mobil: 0172/3019882, www.liane-zucht.de, E-Mail: office@lianezucht.de