Die beeindruckenden Dämme der Nager, die das Flüsschen stauen, sorgen mit dafür, dass davor vielfach regelrechte Traumlandschaften in dem wie ein europäischer Urwald anmutenden Landschaftsschutzgebiet zu finden sind. Oft mit Entengrütze überzogen, warten grüne Tümpel, Feuchtwiesen, Sümpfe und Moore, aus denen teils nackte Baumstämme ragen und auf denen Schwäne und andere Entenvögel gemächlich ihre Kreise ziehen. Schmale Rinnsale schlängeln sich aus den sogenannten Helenenquellen hinab in die Briese. Die Vegetation ist üppig: Farne, Moose, saftig hohe Gräser wachsen überall und geben der Perspektive auf das grüne Märchengewässer oft einen besonderen Rahmen. Zuweilen schlängelt sich eine Schlange am Ufer entlang, Fischotter, Eidechsen, Frösche und andere Wassertiere krabbeln und im Wald zwitschern von überall her Vögel. Bei Sonnenschein spielen die Strahlen auf dem Wasser und es stellt sich erneut die Frage, ob hier schon einmal ein Märchenfilm gedreht wurde.
Die Briese mäandert sich zwischen Buchen, Birken, Weiden und vor allem Erlen im welligen Relief rund 17 Kilometer vom Wandlitzsee durch den Rahmer- und Lubowsee und mündet in Birkenwerder in die Havel. Wer genügend Zeit mitbringt, kann sie nahezu komplett auf einem 20 Kilometer langen Rundweg in ganzer Länge erwandern. Es gibt aber auch kürzere Wege durch das Briesetal, meist wunderbar beschattet durch die verbreiteten Erlenbrüche. Wanderkarten und Schautafeln des gerade 30 Jahre alt gewordenen Briesetal Vereins mit vielen Informationen zu Flora und Fauna machen zumindest noch das Ufer des vom Flüsschen gespeisten Briesesees zu einem Naturlehrpfad, auf dem es auch für Kinder immer wieder etwas zu entdecken gibt.
Unter anderem macht der Verein auch Kräuterwanderungen, organisiert den regelmäßigen Brieseputz, der Unrat entsorgt, pflegt die Moore und angelegten Streuobstwiesen. Alle zwei Jahre engagieren sich die Vereinsmitglieder auch mit einem Umweltwettbewerb für Kinder und Jugendliche, Motto „Man schützt nur, was man kennt“ für die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt des Briesetals.
Der Verein ist nur ein Beispiel dafür, wie die Landschaft offenbar schon seit langem Menschen inspiriert, sich für ihren Erhalt und ihre Pflege sowie die Vermittlung ihrer Besonderheiten an Artgenossen einzusetzen. Weit mehr als 25 Jahre lang hat sich die Waldschule Briesetal seit Ende der 1990-er Jahre mit 11 000 Besuchern jährlich einen Namen als außerschulischer Lernort und Teil der Bildungslandschaft nicht nur in Oberhavel gemacht. Die Lehr- und Lehreinrichtung wurde vor allem von Kitas, Grundschulen, vielen Vereinen und auch Touristen besonders mit Kindern ob ihrer Projekte und Einrichtungen zu Walderlebnis, -pädagogik und Naturschutz mehr als geschätzt. Bereits zweimal hatte es sogenannte „Wilde Familienzeiten“ mit Kooperationspartnern am Wochenende gegeben, in denen „Eltern, Kinder, Großeltern, Bäume, Laub, Wasser, Vögel und Wind für eine gemeinsame wilde Zeit im Briesetal und im Camp verbunden“ wurden, wie es in einer Mitteilung zu den Wildnisschulen heißt. Die „Waldferienwochen“ im Sommer und Herbst waren ein Klassiker. Ziel des tragenden Vereins ist es gewesen, mit der Waldschule zielengruppengerechte Angebote zu machen und die wachsenden Bedarfe an Weiter- und Fortbildung in Sachen Wald zu decken. 2020 war die Einrichtung für ihre Konzepte mit dem begehrten Zertifikat Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in Trägerschaft vom Land Brandenburg ausgezeichnet worden.
Doch auf ähnliche Angebote dürfen die Nutzer nun leider erst wieder im kommenden Jahr hoffen. Die Waldschule in privater Initiative musste wegen einer Umstrukturierung der Waldpädagogik durch die Landesregierung Ende des vergangenen Monats geschlossen werden und soll künftig durch den Landesbetrieb Forst organisiert werden. Gerald Dietz