A24: Dritte Spur geht in den Regelbetrieb
Zwischen Fehrbellin und Kremmen wird bei Stau oder stockendem Verkehr der Seitenstreifen zum Befahren freigegeben

Bei Staus auf der A 24 soll künftig der Seitenstreifen zum Befahren frei gegeben werden.Foto: Andreas Vogel
Ostprignitz-Ruppin. Die Testphase ist beendet. Auf der Autobahn 24 wechselt die Bedarfsspur, auch dritte Spur, zwischen Kremmen und Fehrbellin ab sofort in den Regelbetrieb - pünktlich zu den Sommerferien. Die Anlage zur Freigabe des Seitenstreifens bei Stau oder stockendem Verkehr ist die erste in Brandenburg und wird von der Autobahngesellschaft des Bundes betrieben.„Nach erfolgreichen Probedurchläufen wechselt die Anlage zur temporären Seitenstreifenfreigabe in den Regelbetrieb“, informierte die Autobahngesellschaft. Einen Test gab es zum Beispiel am langen Wochenende zum Herrentag und am Pfingstwochenende. Die Freigabe des Seitenstreifens soll vor allem der Entspannung der Verkehrslage in dem rund 16 Kilometer langen Autobahnabschnitt dienen. Überwacht wird die Anlage von Operatoren der Verkehrsrechnerzentrale Berlin/Brandenburg mit Sitz in Stolpe. Sie sorgen auch für den sicheren Betrieb. Das geschieht über 81 Kameras, welche die Strecke lückenlos überwachen. So werde sichergestellt, dass sich während der Freigabe keine Hindernisse auf dem Seitenstreifen befinden.

Sollte etwa nach Pannen oder Unfällen ein Fahrzeug außerhalb der Nothaltebuchten auf dem Seitenstreifen stehenbleiben, wird die Freigabe umgehend aufgehoben und der Verkehr auf die regulären Fahrstreifen zurückgelenkt. Die Höchstgeschwindigkeit während der Freigabe der dritten Spur beträgt 100 km/h.

Ronald Normann, Direktor der Niederlassung Nordost der Autobahngesellschaft, sagt: „Die umfangreichen Tests etwa in den Tagen um Himmelfahrt und Pfingsten haben mehrfach gezeigt, dass die Freigabe des Seitenstreifens den Verkehr deutlich entzerren konnte.“

Die Autobahngesellschaft hatte die Anlage im Auftrag der Deges (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -Baugesellschaft) installiert. „Unsere Experten haben in den Wochen und Monaten vor der Inbetriebnahme sehr intensiv mit den Fachleuten der Autobahn GmbH zusammengearbeitet, um letzte Anpassungen der Programmierung vorzunehmen und einen reibungslosen Regelbetrieb der Anlage zu gewährleisten“, so Deges-Bereichsleiter Ludger Sehr.

Ursprünglich sollte die Anlage Ende 2023 in den Regelbetrieb gehen. Der Termin wurde jedoch wegen der Integration weiterer Funktionen verschoben. So wurde ein Modul zur Geschwindigkeitsharmonisierung implementiert. Damit lässt sich entlang der Strecke das jeweils geltende Tempolimit flexibel anpassen. Die Folge ist ein insgesamt gleichmäßigeres Fahrverhalten auch bei hohem Verkehrsaufkommen, wodurch Staubildung reduziert, und der Verkehrsfluss verbessert wird, wie die Autobahngesellschaft mitteilt.

Die Bedarfsspur kann in drei Varianten freigegeben werden. Variante 1 umfasst die gesamte Strecke pro Richtungsfahrbahn, Variante 2 die Freigabe von Abschnitten östlich/westlich der Raststätten Linumer Bruch. Variante 3 schließlich meint die Freigabe frei definierter Bereiche pro Abschnitt.

Aus dem Verkehrsrechner erhält der sogenannte Operator, der das Verkehrsaufkommen im Blick hat, eine Schaltaufforderung, wenn das Verkehrsaufkommen den Grenzwert erreicht hat. Das ist in der Regel ein optisches Signal. Über die Videokameras werden die betreffenden Abschnitte vom Operator anschließend auf Hindernisfreiheit kontrolliert. Anschließend kann die Freigabe bestätigt werden.

Pro Fahrtrichtung gibt es jeweils zwei Abschnitte, die wiederum in mehrere Segmente unterteilt sind. Ihre Freigabe erfolgt im Regelfall progressiv, also entgegen der Fahrtrichtung von Segment zu Segment für den je nach Verkehrslage ausgewählten Abschnitt.

Das gilt ebenso für das Ausschalten. Kommt es zu einem Ereignis auf der Strecke, Unfall oder Stau, dann kann die Polizei per Anordnung das Einschalten der Bedarfsspur als Schnellfreigabe beim Operator anfordern.

Ist beispielsweise eine Nothaltebucht von einem Fahrzeug belegt oder halten sich Personen auf dem Seitenstreifen auf, dann wird der betreffende Abschnitt vom Operator sofort außer Betrieb gesetzt. Sandra Bels
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