Nach dem erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung zur Kinderkrankenschwester im Jahr 1999 in ihrer Heimatstadt Braunschweig studierte sie parallel Pflegewissenschaft sowie Philosophie und Kulturwissenschaft an der Universität Witten/Herdecke. „Im Jahr 2001 gab es den Weltgipfel Rio +10 in Johannesburg. Da war unsere Uni mit eingebunden. Es ging um nachhaltige Entwicklung und den Klimawandel“, erinnert sich Bettina Kühnast. Da habe sie gemerkt, „dass mich diese Themen interessieren”. Von 2002 bis 2011 studierte sie Erziehungswissenschaften an der Leuphana Universität Lüneburg. „Im Studium habe ich auch meinen Mann kennen gelernt. Wir haben uns ein Haus auf einer Warft an der Elbe gekauft. Ich habe mich dann als Freiwillige im Biosphärenreservat gemeldet. Wir sollten zu privaten Vermietern gehen und den Leuten erklären, was ein Biosphärenreservat ist. So hat das Biosphärenreservat Partnerbetriebe gewinnen können”, sagt sie. Im April 2011 bekam sie eine Stelle als Projektkoordinatorin bei Europarc Deutschland. Fünf Jahre lang war sie unter anderem zuständig für das Freiwilligenprogramm „Ehrensache Natur”.
Von 2016 bis 2017 arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Fakultät Nachhaltigkeit an der Leuphana Universität Lüneburg. Professorin Ute Stoltenberg von der Leuphana war 2017 zu Gast bei den Naturschutztagen auf der Burg Lenzen. Damals wurde eine Nachfolgerin für die Burgleitung gesucht. Ute Stoltenberg schlug Bettina Kühnast als Kandidatin vor. Also bewarb sie sich.
„Beim Antrittsgespräch beim BUND wollten die Herren von mir wissen, wie es weitergehen soll mit der Burg. Die Burg war damals komplett sanierungsbedürftig, als sie vom BUND übernommen wurde. Viele, die bei dem Gespräch dabei waren, haben die Burg mit aufgebaut. Sie haben daran gearbeitet, dass die Burg das ist, was sie heute ist. Ich merkte, dass sie ihnen sehr am Herzen liegt”, blickt sie zurück. „Ich war im Studium oft im Ausland unterwegs. Und ich habe auch überlegt ins Ausland zu gehen. Aber hier kann man viel entwickeln. Das ist ein ziemlich einmaliger Job. Er macht viel Freude und ist auch total anstrengend”, schwärmt sie. Lange pendelte sie zwischen ihrem Wohnort Lüneburg und Lenzen. Seit ein paar Monaten hat sie eine Wohnung in Lenzen und ist nur noch selten in Lüneburg. „Ich kenne hier inzwischen schon mehr Leute als in meinem alten Zuhause. Ich fühle mich hier sehr wohl. Mit Menschen zu arbeiten, die was für die Auenlandschaften tun wollen – das macht einfach Spaß”, freut sie sich.
Als Geschäftsführerin des Trägerverbund Burg Lenzen obliegt ihr die Leitung des Museums und des Besucherzentrums sowie die Verantwortung für 18 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.„Wir sind für den Burgpark verantwortlich und organisieren touristische Touren und regionale Veranstaltungen”, zählt sie auf. Höhepunkte der Veranstaltungen 2024 sind unter anderem „Die Elbe singt” – ein Minikonzert mit dem Lenzener Frauenchor, das noch einmal am 21. August er-klingt. „Sowas hatten wir noch nie”, freut sich die Burgchefin gespannt. Am 2. August gab es das Sommertheater im Burgpark mit dem Wandertheater Ton und Kirschen, die ihr Stück „Der Sturm” aufführten. Alle Infos über aktuelle Projekte und Veranstaltungen sind im Internet unter burg-lenzen.de zu finden.
„Unsere Aufgabe ist es auch, Wissen über die Auenlandschaft für den Klimaschutz zu vermitteln. Auenlandschaften sind in der Hinsicht wirksamer, als wir früher dachten. Es wird viel CO2 gebunden. Wir freuen uns schon auf unser neues Boot, dass in der Kiebitzberg Schiffswerft in Havelberg gebaut wird. Mitte Juni ist es fertig. Damit beginnt für uns eine neue Ära. Mit dem elektrobetriebenen Boot können wir vom Wasser aus in die Auenwälder gucken, die wir pflanzen”, berichtet sie. Das Boot bietet Platz für 15 Personen, die zu geführten Naturentdeckertouren aufbrechen wollen.Etliche Projekte werden von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Burg betreut. Dazu gehört auch die nicht unwesentlicher Aufgabe, Projektanträge zu schreiben. „Ein großes Paket ist es, die Burg in Schuss zu halten. Rund 25 Jahre ist es her, dass sie saniert wurde. An der einen oder anderen Ecke bröckelte der Putz schon ein wenig”, stellte sie fest.
Es gäbe Blicke aus zwei Ebenen auf die Burg, stellte sie fest – einmal von der Region und einmal vom BUND. Aus Sicht der Prignitz werde geschaut, was die Natur für die Region bietet. Der BUND sieht eher auf große Projekte und den Klimaschutz.
„Ich habe als Kind im Zonenrandgebiet gewohnt. Rückblickend hätte ich eigentlich nie gedacht, dass ich mal in den neuen Bundesländern wohnen und arbeiten kann”, sagt die 47-Jährige. Jens Wegner