Thilo Sarrazin ist einer erfolgreichsten deutschen Sachbuchautoren. Sein Titel „Deutschland schafft sich ab“ wurde in Deutschenland 1,6 Millionen Mal verkauft. Nun stellt er in seiner gerade erschienenen Veröffentlichung „Deutschland auf der schiefen Bahn“ die Frage „Wohin steuert unser Land?“. Der 1945 geborene Finanzprofi analysiert die aktuelle Entwicklung in Deutschland und der Welt auf der Grundlage statistischer Angaben und Analysen wie auch der eigenen Erfahrungen, unter anderem als Finanzsenator in Berlin von 2002 bis 2009. Dabei stößt er nicht nur auf Gegenliebe, nicht alle teilen seine Ansichten, aus der SPD wurde er 2020 ausgeschlossen. Er weist auf Probleme hin, die in Deutschland diskutiert werden, er artikuliert die politische Stimmungslage. Er fordert auf, darüber nachzudenken. Dabei versteht er sich nicht als Untergangsprophet, sondern spricht von einem „begrenzten Zukunftsoptimismus“.
Das Buch ist in sieben Kapitel gegliedert und wird mit einer philosophischen Betrachtung über die Rolle des Zufalls in der Geschichte eingeleitet. Danach wendet sich Sarrazin den Themen Bevölkerungsentwicklung, Wissenschaft und Technik, Umwelt, der Rolle des Staates und dem Verhältnis von Nationalstaat und Weltgesellschaft zu. Sein Anspruch ist, Entwicklungen, Alternativen und Perspektiven zu zeigen. Er geht von solchen Grundvoraussetzungen einer gelungenen Gesellschaft aus wie innerer Liberalität, Meinungsfreiheit, Rechtsstaatlichkeit und Gewaltverzicht.
Zu jedem Kapitel gibt es konkrete Überlegungen und Vorschläge, was getan werden könnte, um wieder auf eine gerade Bahn zu kommen, von der Kontrolle der Einwanderung über Möglichkeiten und Grenzen sozialer Sicherungen bis zur Besinnung auf das Leistungsstreben in Bildung, Wissenschaft, auch Sport.
Dass Sarrazin dabei bodenständig bleibt, ist wahrscheinlich auch dem Einfluss seiner Ehefrau zu danken, die über fast 40 Jahre als Grundschullehrerin arbeitete und dadurch den Themen des Alltag besonders verbunden war.
Oft wird Sarrazin dem rechten Flügel zugeordnet. Er selbst sagt auf die Frage, welcher Partei er zutraut, die angestauten Probleme zu lösen: Ich sehe keine Partei mit vernünftigen, tragfähigen Lösungen, aber ich sehe in jeder Partei Menschen, die das wollten und könnten. Nachdrücklich fordert er, sich den Sachthemen zuzuwenden, statt einzelne Politiker zu bekämpfen, die Themen dazu liegen auf der Straße. Sich mit ihnen kritisch auseinanderzusetzen, dazu könnten die Darstellungen Sarrazins anregen. rvSarrazin, Th.: Deutschland auf der schiefen Bahn. Langen Müller Verlag, 2024.