De Joahrestieden

Der Wochenspiegel veröffentlicht in loser Folge Texte auf Plattdeutsch. Unterstützt werden wir dabei vom Verein für Niederdeutsch im Land Brandenburg e.V. sowie vom Plattdeutschen Stammtisch Wittstock. Dafür vielen Dank! Und Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, viel Vergnügen beim Lesen! Ihr Wochenspiegel-Team

Wenn de Stör von d’ Däcker fläuten

un de Weidenkätzchen blöhn,

schient mien Heimatdörp mi immer

wie’n lütt Kind, so leew un schön.

All de bunten Fröhjoahrsbloomen

riewen sick de Oogen blank.

Öwerall kiemt neiet Läwen,

öwerall schwäwt Sang un Klang.

Upp den Acker brumm’ de Treckers

un bald grönt de junge Soat.

Märzwind huscht dörch Busch un Gordens,

fächt den Winterdreck von d’ Stroat.

Wenn in’n Juni blöcht de Roggen,

düsse Tied hew ’k goar to geern,

stroahlt daet lütte Dörp un lacht so,

wie ne dralle junge Deern.

Upp de Felder stoahn so füllig

Röwen, Tüffeln, Mais un Kurn.

Mähmaschinen schnarrn in d’ Wischen,

Heutied is för unse Buern.

Roggen stöwt un Lerchen trällern,

noch sin all de Kaespern grön.

Doch völ schneller, as een dacht hätt,

sind se rot un riep un schön.

Wenn in Harwst de Astern blöhen

un de Boom vull Äppel hängt,

wärn wie van uns Dörp so rieklich

wie van Muddern sülwst beschenkt.

Beern, Äppel, Plum, Tomaten,

Kohl un Kürbis, watt ne Pracht.

Wiewersommer treckt wie Silwer,

wenn de Harwstsunn goldig lacht.

Schwer beloaden rolln de Treckers

met de Tüffeln noa de Stadt.

Un to Hus, da stampt Grotmudder

suren Knieper in daet Fatt.

Wenn in ’n Winter stürmt de Ostwind

hoch den Schnee uns vör de Dör,

kümmt met all sien witten Däcker

mi uns Dörp noch schöner vor.

Wo’n lütt Barg is, da ward rodelt,

Schneeballschlachten wären schloan.

Un vör jede Husdör süht man

eenen dicken Schneemann stoahn.

Isbloom blöhen an de Fenster,

Schleddens klingeln öwer Lann.

Bald wärn nu de Dag werr’ länger

un een neiet Joahr fangt an.

Ernst Stadtkus
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