Friedbert Pflüger – etwas ältere Leser werden sich bei diesem Namen an den Pressesprecher von Richard von Weizsäcker erinnern oder den Kandidaten um das Amt des Regierenden Bürgermeister bei den Berliner Wahlen 2006, und wundern, dass aus seiner Feder nun ein Buch zur Energiewende erscheint.
Doch schon vor 30 Jahren hat Pflüger im Umweltausschuss des Bundestages gearbeitet und seitdem hat ihn das Thema nicht losgelassen, in diesen Tagen ist er Professor für Energie und Klimapolitik und Unternehmensberater für Energiefragen.
Pflüger ist davon überzeugt, dass die Energiewende notwendig ist, um dem Klimawandel zu begegnen. Es sei das richtige Ziel, hier eine Veränderung herbeizuführen. Aber ist die Art und Weise die richtige, sind die richtigen Ziele gesetzt und kann man diese Ziele mit Reglementierungen erreichen? Er fragt sich, ob wir wirklich fünf Jahre schneller sein müssen als die EU, ob der Staat wirklich alles regulieren sollte und ob der Wissenschaft genügend Raum gelassen wird. Besorgt weist Pflüger darauf hin, dass in Deutschland jetzt schon Fachpersonal für konventionelle und für Kernenergie fehlt. Wir hätten, so meint Pflüger, in Deutschland eine „Zieleritis“, aber kaum konkrete Erfolge. Das Ergebnis sei, dass sich die Bürger von der Politik abwenden. Pragmatischeres Denken sei notwendig, denn es werde nicht funktionieren, dass die Menschen auf Wachstum verzichten.
Dazu hat er durchaus konkrete Vorschläge: Wie wäre es, sich nicht allein auf das eigene Land und die eigenen Projekte zu konzentrieren, sondern von den Milliarden, die in den hoch entwickelten Industrieländern für Klimaschutz ausgegeben werden, etwas an die zehn weltweit schlimmsten Umweltsünder im CO2-Ausstoß zu geben?Er umreißt in seinem Buch, wie Klimaziele realistisch erreicht werden können und stellt fünf Schlüsseltechnologien vor, die im Kampf gegen den Klimawandel eingesetzt werden sollten, mit der Wirtschaft als Triebkraft. Es geht ihm um die Versöhnung von Ökologie und Ökonomie.
Lesenswert sind seine Ausführungen auch über die historische Entwicklung der grünen Politik, die ihre Wurzeln nach seiner Auffassung bei dem aus der CDU kommenden Grünen-Politiker Herbert Gruhl hat.
Mit „Energiewende besser machen“ leistet der Autor einen beachtenswerten Beitrag zu einer zwingend notwendigen Neuorientierung in der Klimapolitik, die angesichts anderer Krisen und Misserfolge etwas in den Hintergrund getreten ist. rvPflüger, F.: Energiewende besser machen. Herder, 2024.