Adventszeit ohne Märchen – geht gar nicht. Das gilt nicht nur für Fans des Filmklassikers „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. Aschenbrödel oder Aschenputtel, der Froschkönig, Dornröschen, Rapunzel … Märchen sind Kindheitserinnerungen, sind Traum- und Zauberwelt. Und vom Märchen hat so manche Redensart ihren Weg in unseren täglichen Sprachgebrauch gefunden. Rolf-Bernhard Essig – Germanist und Literaturkritiker – gibt in seinem Buch „Ach, wie gut, dass niemand weiß…“ einen Einblick in märchenhafte Sprachbilder. „Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen“ – ganz klar: das Aschenputtel, das sich auf die Hilfe der Tauben beim Sortieren verlassen kann. Heute steht sogar das Aschenputtel-Prinzip für das einfache Sortieren. „Heinrich, der Wagen bricht!“ – dieser Ausruf stammt aus dem Froschkönig und soll darauf hinweisen, dass ein Fahrzeug ungewöhnliche Geräusche von sich gibt.
Das Buch ist aber nicht nur Sprachanalyse. Humorvoll geschrieben, mit viel Hintergrundwissen angereichert, macht es Lust auf Märchen, aufs Lesen. Es erinnert daran, wie wichtig Märchen für Kinder sind. Essig sagt es so: „Sie lernen, das ist vielleicht das Wichtigste, dass es die Welt des Fantastischen gibt, in der Unglaubliches möglich, ja ganz üblich ist, und sie lernen damit, die Welt der Realität freier zu betrachten, als nicht ganz festgelegt. Im besten Fall lehren Märchen als Teil der Literatur also eine Form von Freiheit.“ Gibt es eine schönere Aufforderung, Märchen zu lesen und vorzulesen?
Rolf-Bernhard Essig: Ach, wie gut, dass niemand weiß …, Dudenverlag, 168 Seiten.