Am Heiligen Abend will sie wieder zu Hause sein, die Münchner Ghostwriterin Kea Laverde, die sich am Freitag, dem 20. Dezember 2024, auf den Weg in die Berge macht. Ganz konkret ist die Autorin Friederike Schmöe mit ihrer Datierung. Der Zeitplan für die Schneeschuhwanderung in einer kleinen Gruppe steht fest. Kea ist kein Gruppenmensch, aber ihre Ärztin hat ihr nach einer Hüftoperation nicht nur Muskelaufbau verschrieben, auch die Aktivität an der frischen Luft. Und der Austausch mit Gleichgesinnten wird ihr gut tun. Glaubt sie. Genau auf solche Menschen, Anfänger und Fortgeschrittene, ist die organisierte Tour, geleitet von dem erfahrenen Bergführer Ernst, zugeschnitten. Und tatsächlich tragen die drei Frauen und zwei Männer seiner Wanderergruppe mit den Rucksäcken auch ihre psychischen und physischen Probleme zu einer auf 2000 Meter Höhe liegenden Berghütte hinauf. Dort erwarten sie nicht der erhoffte weite Ausblick bei Sonnenschein, sondern Schneestürme, Strom- und Internetausfälle, alte Konflikte und schließlich sogar der Tod. Kea Laverde, den Lesern der Bamberger Autorin aus einer Reihe von Krimis bereits bekannt, versucht, den Mörder oder die Mörderin zu finden. Einer der auf der Berghütte eingeschlossenen Wanderer muss es ja sein.
Wer zu diesem Krimi greift, wird sich vielleicht zuerst an Agatha Christie und ihren Bestseller, der heute den Titel „Und dann gabs keines mehr“ trägt (And then there were none), erinnern. Doch „Leise tötet der Schnee“ hat außer der Abgeschiedenheit in den Schneemassen mit dem Klassiker nichts gemeinsam. Zwar kennen sich einige der handelnden Personen, aber liegt in dieser Bekanntschaft das Motiv für einen Mord? Was sind das eigentlich für Menschen, die sich vor Weihnachten in die Bergwelt aufgemacht haben? Auf geschickte Weise treibt die Autorin die Handlung voran, lässt dazwischen aber immer wieder Raum für Selbstreflexionen der Bergwanderer, erzählt ihre Geschichten, von den Katastrophen und Konflikten in deren Leben.
Der Krimifreund kann das Geschehen in der warmen Stube verfolgen, und sich dabei vorstellen, wie es ist, abgeschnitten von der Zivilisation von Schneemassen, Sturm und Wintergewitter, auf Mördersuche zu gehen. rvSchmöe, F.: Leise tötet der Schnee. Gmeiner Verlag, 2024.