Es sind die letzten Stunden vor der Bescherung, die in unseren Breiten meistens am späten Nachmittag des 24.Dezember stattfindet. Weihnachten soll das Fest der Familie, der Liebe und des Friedens sein. Ein schönes Bild, das aber nicht jeden mit Freude erfüllt. Für so manchen setzt nach den hektischen Arbeitsstunden des Vormittages vor dem Fest eine Leere sein, die Suche nach einer ausfüllenden Beschäftigung, nach Ablenkung von den Erinnerungen, die an solchen Tagen kaum auszuhalten sind, selbst Alkohol hilft da nicht. Helmut Jasbar nimmt seine Leser mit auf eine Reise durch den 24. Dezember, sie treffen auf einen Rechtsanwalt, dem die Frau gestorben ist, eine Kanzleimitarbeiterin, die mit ihrer kleinen Tochter allein lebt, auf eine durchgeknallte Taxifahrerin, eine Tänzerin, auf Wachmann, Busfahrer, Reinigungsfrau und Chefarzt. Manche von ihnen kennen sich, andere lernen sich kennen. Und dann ist da noch ein roter Luftballon.
Kurz nur werden in „Vierundzwanzigster Dezember“ die Vorhänge gelüftet, die den Außenstehenden das Leben und die Sorgen, die Freuden und Hoffnungen dieser Menschen verbergen. Der Autor, Konzertgitarrist, Komponist und Autor, führt seine Leser durch die Straßen des weihnachtlichen Wiens. Aber es muss nicht Wien sein, Menschen wie die Helden seines Kurzromans können sich wohl in allen großen Städten begegnen, es gibt sie vielleicht sogar in einer Kleinstadt, dort sind sie allerdings weniger anonym. Oder mittlerweile doch?
Aber Jasbar trifft einen besonderen Ton, eine Mischung von schwarzem Humor, psychoanalytischer Betrachtung, von Sentimentalität und Melancholie, die man gern und wohl zu Recht mit der Stadt an der Donau verbindet. Orte und Personen der Handlung wechseln schnell, die Stränge führen zusammen und wieder auseinander, doch bleibt dem Leser genug Zeit für die Menschen, die an diesem besonderen Abend in Wien unterwegs sind. rvJasbar, Helmut: Vierundzwanzigster Dezember. Kurzroman. Verlag müry salzmann, 2024.