Das rund 12 000 Hektar große Areal zwischen Neuruppin und Wittstock/Dosse diente früher als militärisches Übungsgelände (Bombodrom) und wird seit dem Verzicht der Bundeswehr auf eine Weiternutzung im Jahr 2009 in dem freigegebenen, nicht munitionsbelasteten Südteil vor allem naturtouristisch genutzt – ob zur Beobachtung für seltene Tier- und Pflanzenarten oder einfach als ein Ort, an dem man bei Spaziergängen oder einem Ausflug auf den Heideturm am Sielmannhügel zur Ruhe kommen kann.
Als ausgewiesener Sternenpark könnte diese einzigartige Heidelandschaft, die sich aufgrund der ausgeprägten Dunkelheit geradezu zum Sternengucken aufdrängt, noch mehr natur- und vor allem sternenliebende Menschen anziehen.
Die Idee für einen Sternenpark entstand in der Kommunalen Arbeitsgruppe (KAG) Kyritz-Ruppiner Heide, einem Gremium der betroffenen Kommunen, des Landkreises, der Sielmann-Stiftung, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und des Naturparks Stechlin-Ruppiner Land. Der Vorschlag fand Eingang in die Kooperationsvereinbarung zwischen dem Landkreis und dem Landesamt für Umwelt bei der Aufnahme der Kyritz-Ruppiner Heide in den Naturpark Stechlin-Ruppiner Land. Gemeinsames Ziel der Vereinbarung ist die Förderung und Entwicklung eines nachhaltigen Naturtourismus auf einer der größten zusammenhängenden Heideflächen Deutschlands.
Um das Alleinstellungsmerkmal als einer der dunkelsten Orte für die touristische Entwicklung dieser strukturschwachen Region zu nutzen, schlug die KAG schließlich vor, das Gebiet als Sternenpark auszuweisen.
Der Weg dorthin ist mit einigem Aufwand verbunden, denn vor einer möglichen Anerkennung muss ein Antrag bei DarkSky International (DSI) eingereicht werden. Werden alle Bedingungen erfüllt, erfolgt die offizielle Ausweisung als International Dark Sky Place. Das sind Lichtschutzgebiete, die sich durch ihre besonders ausgeprägte Dunkelheit auszeichnen. Weltweit wurden bisher rund 200 Sternenplätze ausgewiesen, davon nur ganz wenige in Deutschland, wie etwa der Natur- und Sternenpark Westhavelland oder der Sternenpark Rhön.
Bis es in der Kyritz-Ruppiner Heide soweit ist, muss aber noch jede Menge Arbeit von allen Beteiligten gestemmt werden. Mit den Kommunen wurde als ein ganz wichtiger Schritt hin zu einem Sternenpark im vergangenen Jahr bereits eine Beleuchtungsrichtlinie abgestimmt. Diese beinhaltet unter anderem Optimierungsvorschläge, wie die angrenzenden Heidedörfer ihre Lichtquellen optimieren oder zumindest runterdimmen können, um die Bedingungen für mehr Dunkelheit und weniger Lichtverschmutzung zu erfüllen. Der Temnitzer Amtsdirektor Thomas Kresse ist zuversichtlich: „Das kostet natürlich auch Geld und Kraft, aber am Ende profitieren alle davon. Für unseren Landkreis ist es eine Chance, sich weiter zu entwickeln. Wir sollten das tun, was wir können – und das ist vor allem Naturtourismus. Mit einem Sternenpark können wir uns deutlich abheben von anderen Regionen und den nachhaltigen Tourismus bei uns entscheidend fördern.“
Was getan werden sollte und was alles entstehen könnte mit der Umsetzung der Sternenpark-Idee, vermittelt eine Machbarkeitsstudie der Beratungsfirma „team red“ im Auftrag des Landkreises, die kurz vor ihrer Fertigstellung steht und über die im Rahmen einer öffentlichen Informationsveranstaltung im Dorfgemeinschaftshaus in Rägelin berichtet wurde. Start der Studie war im November 2024. Viele Gespräche wurden seitdem vor Ort in den Heidedörfern geführt, insbesondere mit der zentralen Fragestellung: Was ist möglich? Das „team red“ gab in Rägelin erste Einblicke in die Studie, auch eine Diskussion mit den interessierten Gästen der Veranstaltung wurde geführt, deren Ergebnisse in die Studie eingebunden werden sollen.
Vorgestellt wurden unter anderem vom „team red“ mögliche Sternen-Beobachtungsplätze in und um die Kyritz-Ruppiner Heide, sowohl für touristische Gäste als auch für astronomische Profis. Aber auch Ideen wie etwa Liegen und Hängematten für die Sternenbeobachtung, Polarsternfinder, einen Planeten-Wanderweg, das Anbieten von Sternenführungen zu besonderen Anlässen oder spezielle Erlebnistouren mit Planwagen könnten laut der Studie in einer künftigen „Sternenheide“ umgesetzt werden. Der große Vorteil bestehe darin, dass man von den Erfahrungen und Fehlern schon bestehender Sternenparks lernen könne. Ebenso angesprochen werden in der Machbarkeitsstudie die Schaffung sternenfreundlicher Unterkünfte, um zusätzliche Touristen für die Region zu gewinnen, ebenso wie die zahlreichen Möglichkeiten des Merchandising.
Betont wird vom „team red“ ausdrücklich, dass es sich bei der Studie nur um ein Zwischenergebnis handeln kann. Ganz wichtig seien die Gespräche und Diskussionen mit den Menschen in den Dörfern, etwa wenn es um das Thema Sicherheit in einem dunkler werdenden Dorf geht. Dialog und Austausch müssten bei allem im Vordergrund stehen. Ein Sternenpark könne nur mit den Menschen vor Ort wirklich funktionieren, was auch Thomas Becker, Experte aus dem Natur- und Sternenpark Westhavelland, in der abschließenden Diskussionsrunde in Rägelin betonte. Durchaus vorhandene Ängste und Bedenken der Menschen müssten ernst genommen werden, so Thomas Becker. Weitere Diskussionsbeiträge gingen beispielsweise auf den Wunsch ein, möglichst auch die Schulen in einen künftigen Sternenpark mit einzubinden, zum Beispiel mit geführten Nachtsternenwanderungen. Auch der Aspekt einer einheitlichen Vermarktung des Sternenparks Kyritz-Ruppiner Heide sowie die Möglichkeiten einer Verbindung aus Natur- und Sternenbeobachtung wurden von Diskussionsteilnehmenden eingebracht.
Fest steht: Bis der Sternenpark Kyritz-Ruppiner Heide Realität wird, dürfte noch etwas Zeit vergehen. Aber die Anfänge sind gemacht und die Ausblicke auf das, was mit dem Sternenpark geschaffen werden könnte, hat zumindest die meisten Gäste in Rägelin mehr als nur neugierig gestimmt. Läuft alles nach Plan, wird der Antrag für eine Anerkennung der Kyritz-Ruppiner Heide als Lichtschutzgebiet noch in diesem Jahr eingereicht. Als Voraussetzung dafür ist der Landkreis bereits Mitglied bei der DSI geworden.
Vizelandrat Werner Nüse: „Wir sind auf einem sehr guten Weg, das hat auch unsere Informationsveranstaltung in Rägelin bewiesen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir gemeinsam tatsächlich einen Sternenpark realisieren können. Die Umsetzung, da bin ich mir sicher, steht keineswegs in den Sternen.“ WS