Mitunter wurde Dagmar Gelbke vom Publikum für die Schwester von Helga Hahnemann gehalten, und das ist kein Wunder, denn sie standen zusammen sechs Jahre auf der Bühne. Beide eint ein loses Mundwerk, Schlagfertigkeit und das vielfältige kabarettistische Talent. Geschwister waren sie nicht, aber doch sehr nahestehende Kolleginnen. Steppen hatte die „Henne“ von Dagmar Gelbke gelernt.
Die 1950 in Leipzig geborene studierte Tänzerin und Sängerin hat über viele Jahre in der Unterhaltungsbranche gearbeitet und steht bis heute auf den Kabarettbühnen.
Über ihre Lebens- und Menschenerfahrungen berichtete sie bereits vor 25 Jahren in den beiden Büchern „Im Osten kocht man auch sein Süppchen“ und „Dagmar Gelbkes Brutzelfibel“, die viel mehr sind als Kochbücher, wenn auch so mancher prominente Kollege dort seine Lieblingsrezepte verraten hat. Gerade hat sie auf der Buchmesse in Leipzig „Ostsüppchen bleibt Ostsüppchen 3.0“ präsentiert und ein sehr interessiertes Publikum gefunden. Die engagierte Künstlerin erinnert in diesem Band mit dem Untertitel „Stars, Rezepte, Küchentratsch – reloaded“ an viele Größen der Unterhaltungskunst, die insbesondere den Menschen aus dem Osten Deutschlands über Jahrzehnte ans Herz gewachsen sind. Ihr geht es um „Zeitgeschichte und Erinnerungskultur zu einer anders sozialisierten deutschen Spezies… dem Ossi von Bühne, Funk und Fernsehen.“ Sie plaudert in ihrer „lockeren Veteranenparty“ mit und über Künstler wie Beppo Küster, Dagmar Frederic, Inka Bause, Manon Straché, Lutz Jahoda, Uwe Hassbecker, Stefanie Hertel und Uschi Brüning. Da geht es um sehr Persönliches, Künstlerisches und um Hochpolitisches aus alten und neuen Zeiten. Nicht nur anekdotisch, sondern sehr detailliert werden Biografien erzählt. Der Titel des Buch ist doppelsinnig, denn es ist gewürzt mit Rezepten der Künstler, von der Schweineleber mit Kartoffelmus über Powideltaschkerln bis zum Neinerlaa. Dem Eulenspiegel-Verlag ist zu danken, dass er seinen Lesern zudem ermöglicht, die beide längst vergriffenen „Kochbücher“ der Kabarettistin kostenlos herunterzuladen.
Dagmar Gelbke widmet ihr neues Buch übrigens der Frau, der Helga Hannemann ihre großartigen Lieder und Sketche verdankt, Angela Gentzmer (1929-2024). rvGelbke, D.: Ostsüppchen bleibt Ostsüppchen 3.0., Eulenspiegel Verlag Berlin, 2024.