Dota trifft den Nerv ihrer Zeit oder gleich mehrere mit ihrer Musik, die hüpft und tanzt, innehält, vom Baggersee-Steg springt, schwimmt und taucht – bis auf den Grund, was auch der Titel eines ihrer schönsten Songs ist. Sie mixt Folk und Indietronica und lässt hier und da ihre Liebe zur brasilianischen Musik aufblitzen.
Ihre Texte berühren durch Unmittelbarkeit. Dota spricht nicht vom Elfenbeinturm, sondern von den Leuten hier und jetzt und ihren kleinen Triumphen und großen Abgründen, ihren Unzulänglichkeiten, sich in Nähe zu versuchen und in Gesellschaft zu bewegen. Sie gewinnt den Fred-Jay-Preis und den Preis der deutschen Schallplattenkritik.
Auf einem Konzert steckt ihr ein Fan ein Büchlein der Dichterin Mascha Kaléko zu. Dota ist begeistert von der Direktheit der Gedichte, der Verknappung der Sprache und fasst den Plan, aus den Texten Musik zu machen. Sie holt die Erlaubnis von Kalékos Nachlassverwalterin ein und fragt befreundete Songwriter, ob sie mitmachen wollen. Alle sind begeistert und so sind auf dieser Platte von Dota alleine gesungene Lieder, aber auch Duette mit alten und neuen Stimmen der deutschen Musiklandschaft wie Alin Coen, Hannes Wader, Max Prosa und Konstantin Wecker zu hören.
Dota und ihre Band haben den Gedichten eine zusätzliche Ebene, neue Farben – manchmal auch zum Text in Kontrast gesetzt – gegeben und haben das Kunststück geschafft, dass man, während man die Lieder hört, kein einziges Mal an Lyrik mit musikalischer Begleitung denkt. Dota hat die Texte Mascha Kalékos in unsere Zeit gerettet. Noch mehr: sie klingen, als wären sie jetzt geschrieben, in dieser Form.
Und natürlich gab es noch mehr zu entdecken in Gedichtbänden, Essays, vermischten Aufzeichnungen und Tagebucheinträgen Kalékos. Genug für eine zweite Platte, wiederum mit bekannten Mitstreitern. Diesmal sitzt das Kleid der Musik noch besser, die Texte Kalékos bewegen sich darin völlig natürlich und frei.
Mascha Kaléko fängt in den Zwanzigern des vergangenen Jahrhunderts in Berlin an zu schreiben, ab 1929 veröffentlicht sie in Tageszeitungen. Die frühen Gedichte sind pointierte Alltagsskizzen auf Berlinerisch. Sie macht sich einen Namen. 1933 erscheint ihr erstes Buch „Das lyrische Stenogrammheft“ und findet gleich großen Anklang.
Ihr Erfolg als Literatin bricht mit der Machtübernahme der Nazis jäh ab. Sie darf als Jüdin nicht mehr veröffentlichen. 1938 verlässt sie Berlin, aber die Stadt bleibt ihr fester Bezugspunkt. WSKulturkirche Neuruppin, Sonntag, 25. Mai, 19.30 Uhr, Einlass ab 18.30 Uhr. Tickets und Infos bei allen bekannten Vorverkaufstellen und per Tel. 03391/3555300.