Nachbarschaftsbeziehungen entwickeln sich oft über Jahrzehnte, doch mitunter dauert es lange, bis aus Fremden wirklich Nachbarn werden.
Das Nachbarschaftsverhältnis ist das „seltsamste Verhältnis unseres Lebens“. Und das nicht erst seit heute, sondern über Jahrtausende. Bernd Imgrund, bekannt unter anderem über sein Essay „Faul. Vom Nutzen des Nichtstuns“ begibt sich mit dem Lesebuch „Unter Nachbarn“ auf eine anspruchsvolle, aber zugleich informative wie unterhaltsame Reise durch die Geschichte und die vielfältigen Formen der Nachbarschaftsbeziehungen. Diese sind mal enger und gipfeln in dem Ausruf „Was sollen bloß die Nachbarn denken“, oder gegensätzlich wie zwischen Stadt und Land. Sie sind immer spürbar, konkret, mitunter lautstark, und enden gelegentlich in einer Fehde vor Gericht.
Mal witzig, mal philosophisch regt Imgrund an, über Selbstverständliches, Alltägliches, Erfreuliches und Ärgerliches nachzudenken.
Dabei bemüht er Donald Duck und dessen Nachbarn Zorngiebel, Romeo und Julia bei Shakespeare und Gottfried Keller, Udo Jürgens mit dem „Ehrenwerten Haus“ oder den Film „Das Leben der Anderen“. So manche Volksweisheiten über die Kirschen in Nachbarsgarten oder den „blöden Kerl von nebenan“ lassen schmunzeln.
Die wichtigste Lehre vielleicht: Tue Deinem Nachbarn etwas Gutes, dann geht es Dir selbst gut! Was für Menschen gilt, gilt ebenso für Völker und Staaten. Denn es gibt nicht nur Maschendrahtzäune, sondern auch waffenstarrende Grenzen auf der Welt. Die Erde ist unser Kiez, schreibt der Autor. Die große Politik ist für einzelnen schwerer zu gestalten, das Verhältnis zu den unmittelbaren Nachbarn schon. Vielleicht schenken Sie ihnen einmal dieses Buch? rvImgrund, B.: Unter Nachbarn. S. Hirzel Verlag Stuttgart, 2025.