„Endlich werden die Patienten mit ins Boot geholt, die Eigenverantwortlichkeit muss größer werden“, lobt die Landesvorsitzende des Berufsverbandes Orthopädie und Unfallchirurgie in Brandenburg, Ulrike Fischer, das neue Konzept. Es unterstütze zudem auch die Ärzte, die nicht mehr auf eine Rolle als Dienstleister reduziert würden. Vielmehr werde ihre „helfende Tätigkeit“ in den Mittelpunkt gestellt, um gemeinsam mit den Patienten die individuell besten Entscheidungen für die Behandlung zu treffen, so die in Potsdam praktizierende Orthopädin weiter.
Die Kniearthrose ist eine chronische degenerative Gelenkerkrankung, die etwa ein Viertel der erwachsenen Bevölkerung in der Bundesrepublik betrifft. Im Verlauf der sogenannten Gonarthrose kommt es zu einem schrittweisen Abbau des Knorpels und anderer Strukturen des Kniegelenks. Der Knorpel stellt eine Art Puffer zwischen den Knochen von Ober- und Unterschenkel dar und ermöglicht eine schmerzfreie und reibungslose Bewegung des Kniegelenks. Wird er beschädigt oder abgenutzt, reiben die Knochen mit starken Schmerzen verbunden aufeinander. Folge können zudem Entzündungen sein, die die Beweglichkeit zunehmend einschränken und im schlimmsten Fall zum Funktionsverlust des Gelenks führen.
Eine Kniegelenksarthrose entwickelt sich meist schleichend mit wiederkehrenden entzündlichen Schüben. Die Folge ist eine stetige Verschlechterung der Lebensqualität und Mobilität der Betroffenen mit zunehmenden Einschränkungen alltäglicher Bewegungsabläufe. Besonders gefährdet sind Frauen, ältere Menschen vor allem mit Fehlstellungen oder früheren Verletzungen des Knies sowie übergewichtige und adipöse. „Wir haben historisch gesehen noch nie so viele ältere und adipöse Menschen gehabt, das müssen die Gelenke erst mal aushalten“, stellt Ulrike Fischer fest. Zudem hebt sie die „große und wichtige Rolle“ einer zwischen Patient und Arzt abgestimmten Ernährung hervor. Die Gonarthrose ist nicht heilbar, aber durch eine individuell abgestimmte Prävention und Therapie wirkungsvoll behandelbar. „Die neue Leitlinie ist ein Meilenstein für die Versorgung von Menschen mit Kniearthrose“, bilanziert der Chefarzt einer Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie und Autor des Konzepts, Johannes Stöve. Sie helfe Ärzten, Therapeuten und Betroffenen, „gemeinsam die besten Entscheidungen für die Behandlung zu treffen“. gd