Von Thomas Mann wissen wir, dass er vor 150 Jahren in Lübeck geboren wurde, den Nobelpreis für Literatur erhielt, im amerikanischen Exil lebte und in Kilchberg in der Schweiz starb.
Über sein literarisches Werk, seine familiären Verhältnisse, seine erotischen Beziehungen, seine sechs Kinder und sein politisches Engagement sind viele Bücher geschrieben worden. Dicke Bücher, dem Dichter, der für seine seitenlangen Sätze bekannt und gefürchtet war, angemessen.
Der Eulenspiegel-Verlag nähert sich dem Leben solcher Persönlichkeiten mit seiner kleinen Reihe „Ein Lebensbild in Anekdoten“. Mit aus Briefen, Selbstzeugnissen und Erinnerungen überlieferten Geschichten erzählt Renate Hoffmann diesmal aus dem ganz privaten Leben des Thomas Mann und zeigt uns damit einen Menschen in selten berichteten Facetten.
Da ist von den Spitznamen die Rede, die er im Laufe seines Lebens erhielt, vom „Dichter Thos“ bis zum „Opapale“. Von den Wohnungen wird erzählt, von Einrichtungsgegenständen, die ihm wichtig war, von den Hunden der Familie und davon, wie sie sich im literarischen Werk widerspiegeln. Anekdoten künden von Gewohnheiten im Schreiben, ebenso wie von seinem Verhalten in der Gesellschaft und zu Schriftstellerkollegen. Zu manchem literarischen Werk wie dem „Zauberberg“ oder den „Buddenbrooks“ werden familiäre und freundschaftliche Parallelen hergestellt. Die Leser erfahren, dass der Spitzname „Der Zauberer“ nicht vom „Zauberberg“ abgeleitet wurde, sondern von einem Kostümfest der Kinder, bei dem sich Vater Mann mit Talar und Fez verkleidete.
In diesem handlichen Bändchen geht es nicht darum, das literarische Werk Thomas Manns wissenschaftlich zu analysieren, sondern einen realen Menschen zu zeigen. Renate Hoffmann, Tierärztin, Schauspielerin und Autorin, kann dabei auf etwas verweisen, was sie von vielen anderen unterscheidet, die heutzutage über Thomas Mann schreiben: Sie hat als Schülerin den Dichter persönlich erlebt, als er 1949 seinen Festvortrag zum Goethejahr in Weimar hielt. Wer Thomas Mann kennt, wird manche Bereicherung seines Wissens über den großen Deutschen erfahren. Wem er nur als Name aus Kreuzworträtseln und Quiz-Shows ein Begriffes ist, dem gibt das Büchlein vielleicht Anregung, sich einmal an die Originaltexte heranzuwagen. rvHoffmann, R.: Thomas Mann. Ein Lebensbild in Anekdoten. Eulenspiegel Verlag, 2025.