Sie war bestrebt,Gutes zu tun

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Vermag die Biografie einer deutschen Kaiserin heute noch Menschen zu interessieren?

Die Zeiten, in denen die erste Gattin Wilhelms II., Auguste Viktoria, lebte und sie die wohl bekannteste Frau im Deutschen Reich war, liegen lange zurück. Populär war sie nicht durch Skandalgeschichten, sondern vor allem durch ihr öffentliches Engagement. „Kirchenjuste“ genannt, förderte sie zwischen 1890 und 1914 über 100 Kirchenbauten, darunter auch in Arbeiter- und Vorortgemeinden und engagierte sich in der Lazarettpflege im Krieg. Sie wurde sogar zum Mode-Idol in Deutschland.

Als mit ihrer Beisetzung am 19. April 1921 in Potsdam die Monarchie in Deutschland endgültig zu Grabe getragen wurde, geleiteten den Sarg mehr als 200 000 Menschen.

Alexandra von Ilsemann widmet dem Leben der von der Wissenschaft wenig beachteten, am 22. Oktober 1858 in Dolzig in der Niederlausitz geborenen Prinzessin ein ganzes Buch. War Auguste nur die Frau an der Seite ihres Mannes, ihm gehorchende Mutter von sieben Kindern, oder hatte sie einen größeren Einfluss auf den deutschen Kaiser. War sie, wie es im Untertitel heißt, „Die Macht hinter Kaiser Wilhelm II.“? Mit vielen Details, Bildern und Briefen wird das Leben einer bemerkenswerten Frau erzählt, ihr Lebensstil zwischen Repräsentation und Freizeitgestaltung.

Dass sie zur politischen Beraterin des Kaisers wurde, wird viele überraschen. Sie begleitete Wilhelm II. während des Ersten Weltkrieges sogar ins Feld, um ihm den Rücken zu stärken. Der Herrscher soll es meisterhaft verstanden haben, sich vor allem Unangenehmen zu drücken. Auf viele Personalentscheidungen nahm sie direkten Einfluss. Engagiert in vielen sozialen Projekten, setzte Auguste Viktoria durch, dass Frauen ab 1908 in Deutschland das Abitur ablegen und studieren konnten, und sie informierte sich über die bürgerlichen Frauenbewegungen ihrer Zeit.

Mit einer umfangreiche Darstellung des Lebens am Hofe, vielen Details bis hin zu den Schwiegertöchtern schuf die Autorin in einer Mischung von Boulevardgeflüster und wissenschaftlich akribischer Auswertung der Archive eine gut lesbare Darstellung, ein spannendes Geschichtsbild der letzten Jahre des Kaisertums, weit über eine Biografie hinaus. rv

Von Ilsemann, A.: Auguste Viktoria – die letzte Kaiserin. Gmeiner Studio, 2025.

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