Wenn die Worte inmeinem Kopf rumoren

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Zu den bekanntesten Liedern des deutsche Sprachraums gehören weit über die evangelische Kirche hinaus „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“, „ Ich steht an Deiner Krippen“ und „Befiehl Du deine Wege“. Der Schöpfer dieser Texte, die Bach und Brahms inspirierten, der 1607 in Gräfenhainichen geborene Paul Gerhardt, hatte seine wichtigsten Wirkungsstätten in Berlin und vor allem in Brandenburg, in Mittenwalde und in Lübben, wo er 1676 starb.

Das Leben des protestantischen Theologen und Dichters zeichnet der Roman „Meines Herzens Lust!“ von Fabian Vogt nach. Es waren grausame Jahrzehnte, die das Leben im 17. Jahrhundert prägten, ein ständiger Ausnahmezustand, wie Vogt schreibt. Dreißig Jahre Krieg, Pest, Hunger, Krankheiten und Tod überall, auch unter den nächsten Angehörigen.

Eingebettet in einen Rückblick Gerhardts angesichts seines nahen Todes wird in einzelnen Szenen aus seinem Leben, von seiner Entfaltung und Berufung berichtet.

Gerhardt darf die „Fürstenschule“ in Grimma besuchen, in der die Elite des Fürstentums ausgebildet wird, und träumt davon, die lateinische Dichtkunst nicht zu imitieren, sondern eine eigene Poesie zu schreiben. Das Singen ist für ihn eine Freude, die alles Düstere überstrahlt. Er will den Rhythmus der deutsche Sprache zum Klingen bringen. In der engen Zusammenarbeit mit dem Komponisten Johann Crüger in Berlin entstehen Lieder, die sich an die vielen Menschen wenden, die nicht des Lesens mächtig sind, damit sie den Trost des Evangeliums erfahren.

Weitere Stationen im Leben von Gerhardt sind Mittenwalde, die Nikolaikirche im Herzen Berlins und zum Lebensende hin Lübben.

Der Roman erzählt vom Glauben und dessen künstlerischer Widerspiegelung, aber ebenso vom Alltag der Familie, von Hochzeit, Geburt und Tod. Es wird über die theologischen und politischen Auseinandersetzungen um die Rolle der reformierten, an Calvin orientierten Kirche in Preußen berichtet. Den einzelnen Kapiteln sind Auszüge aus den oft sehr strophenreichen Liedern beigegeben. Immer wieder geht es darin um die Gnade Gottes und um das Wandern, das Ziel am Ende einer langen Strecke. „Ich bin ein Gast auf Erden“, heißt es in einem 1653 entstanden Lied.

Dazu passt, dass der Paul-Gerhardt-Weg, der 140 Kilometer lang von Berlins Mitte nach Lübben in den Spreewald führt, zu Deutschlands schönsten Wanderwegen zählt. rv

Vogt, F.: Meines Herzens Lust!, edition chrismon, Evangelische Verlagsanstalt Leipzig, 2025.

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