„Wir brauchen diese Tests, weil wir so ein genaueres Lagebild vor Ort für weitere Öffnungsschritte erhalten. Wir wollen uns nicht von niedrigen Inzidenzwerten täuschen lassen. Gerade vor dem Hintergrund von Virusmutationen sind wir vorsichtig“, sagte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD), der dies bereits im Interview mit dem Wochenspiegel am 24. Februar ankündigte.
Auch wenn die bundesweite Einführung verschoben wurde, hält das Rathaus einen Beginn der Testungen für gerechtfertigt und nötig: „Wir dürfen nicht erst wieder reagieren, wenn die Zahlen der Neuinfektionen steigen“, meinte das Stadtoberhaupt. Durch die Öffnung von Kitas und Schulen und aufgrund des frühlingshaften Wetters würden die Kontaktzahlen wieder steigen. „Deshalb müssen wir jetzt und nicht erst in ein paar Wochen die Entwicklung der Neuinfektionen schneller erkennen, um die Infektionslage besser einzuschätzen und weitere Öffnungsschritte zu ermöglichen,“ so Schubert.
Zunächst für zwei Wochen wird Potsdam als niederschwelligen Einstieg in die systematische Testung kostenlose Antigen-Schnelltests für Potsdamerinnen und Potsdamer anbieten. Auch um mögliche Mutationen zu erkennen, wird jeder positive Schnelltest gemeinsam mit dem Klinikum Ernst von Bergmann durch eine PCR-Testung im Labor und eine Untersuchung auf eine Virusmutation ergänzt. Alle Potsdamer Apotheken haben die Möglichkeit zur Mitwirkung. So startete die Testung am vergangenen Montag in mindestens acht Apotheken und vier Testzentren, die von teilnehmenden Apotheken in Zusammenarbeit mit der Johanniter-Unfall-Hilfe eingerichtet wurden. Eine Übersicht der Standorte der stationären und mobilen Testzentren finden Sie auf der Internetseite www.potsdam.de/schnelltest.
Zur Teststrategie zählt auch die Erweiterung der Tests an Schulen, in einer Gemeinschaftseinrichtung für Geflüchtete und in der Suppenküche. Wie im Konzept „Öffnen, aber sicher“ bereits verankert, soll an Schulen freiwillig getestet werden. Seit dem 1. März werden an der Eliteschule des Sports „Friedrich-Ludwig-Jahn“, der Grundschule im Bornstedter Feld und der Gesamtschule Schilfhof die Tests angeboten. Testteams des Klinikums Ernst von Bergmann fuhren die kooperierenden Schulen an, um vor Ort allen Schülern sowie den Lehrern und dem sonstigen Personal einen Antigen-Schnelltest aus dem Nasenvorhof anzubieten. „Die Aktion wird noch in dieser Woche an der betroffenen Schule wiederholt, um eine solide Datenlage zu erhalten“, erklärte Pressesprecher Jan Brunzlow.
Die Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes auf öffentlichen Straßen und Plätzen wurde seit vergangenem Montag gelockert. Mit der neuen Allgemeinverfügung ist dann geregelt, dass nur noch auf der Brandenburger Straße inklusive Platz vor dem Brandenburger Tor, in der Friedrich-Ebert-Straße zwischen Charlottenstraße und Nauener Tor sowie in der Allee nach Sanssouci die Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes besteht. In anderen Bereichen wie in Babelsberg und Potsdam-West sowie in weiteren Innenstadtbereichen wurde die Verordnung aufgehoben.
Die Volkshochschule im Bildungsforum (VHS) ist seit dem 1. März wieder im Präsenzbetrieb – allerdings nur eingeschränkt. Kurse mit maximal fünf Teilnehmenden dürfen gemäß der aktuellen Eindämmungsverordnung des Landes Brandenburg wieder analog, das heißt in den Räumen der Volkshochschule am Platz der Einheit, stattfinden.
Auch die kostenlosen Lerncafés im Bereich Grundbildung werden in Gruppen mit höchsten fünf Teilnehmenden wieder angeboten – in der VHS sowie an mehreren Standorten am Schlaatz, in Waldstadt und in Drewitz. Das Tragen eines medizinischen Mund-Nasen-Schutzes ist aber nach wie vor auch dort nötig. Ulrich HansbuerWir dürfen nicht erst wieder reagieren, wenn die Zahlen der Neuinfektionen steigen.