Es gibt Gärten in der Prignitz, die haben bewusst keine kurz geschnittenen Rasenflächen mit streng abgegrenzten Blumenrabatten drumherum. In diesen Gärten sieht es etwas „wilder“ aus. Vor dem Haus wird nur gelegentlich gemäht und mittendrin stehen Inseln aus Wildblumen.
Nicht selten prangt dort am Gartentor eine ovale Emaille-Plakette mit grüner Aufschrift „Natur im Garten Brandenburg“ und einem Igelbild in der Mitte. Mit dem Zeichen wurden in den Landkreisen Prignitz und Ostprignitz- Ruppin bislang insgesamt 23 Gärten zertifiziert. Davon liegen 14 in den „Nationalen Naturlandschaften“ (NNL) vom „Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg“ und vom „Naturpark Stechlin-Ruppiner Land“.
Für die Gartenbesitzer ist die Plakette sichtbarer Lohn für ihre Bemühungen, die biologische Vielfalt auf ihrem eigene Stück Land zu erhalten und weiterzuentwickeln. Die Plakette steht außerdem für die in die Gärten geflossene Arbeit – von der Planung bis hin zur pestizid- und düngerfreien Bewirtschaftung.
Diejenigen, die das für ihr eigenes Stück Land oder ihre Parzelle schon vorhatten, können im Winter erste Vorbereitungen treffen – ohne dabei Wintergäste in Gehölzen, Kompost- oder Laubhaufen zu stören. Die Kriterien eines naturnahen Gartens nennt die Online-Seite des LfU Brandenburg, auf die Thomas Frey verweist. Der Büroleiter des Präsidenten vom Landesamt für Umwelt (LfU) beim Umweltministerium Potsdam meint: „Mit der Plakette am Gartenzaun oder am Hoftor werben die Gärtner letztendlich um Verständnis für einen bewussteren Umgang mit der Umwelt.“ Gärten und Höfe würden neben kommunalen Grünflächen und Friedhöfen einen erheblichen Anteil der Gesamtfläche des Landes ausmachen. Sie böten großes Potenzial für biologische Vielfalt. „Die ursprünglich aus Österreich kommende ,Initiative Natur im Garten’ verfolgt ein Leitbild, das nach unserer Auffassung und der unserer Mitstreiter im ganzen Land Brandenburg populär werden soll“, hofft Thomas Frey.
Für die Zertifizierung fallen in Brandenburg – anders als in manchen anderen Bundesländern – keine Gebühren an. „Es besteht die Möglichkeit, stattdessen freiwillig für einen lokalen oder landesweit tätigen Verein oder Verband für Naturschutzarbeit zu spenden“, sagt die Sprecherin.
Mit dem Zertifizierungsbesuch sind auch weitere wertvolle Tipps verbunden, was die Antragsteller gegebenenfalls weiterhin tun können, um ihren Garten noch attraktiver für wildlebende Pflanzen und Tiere zu machen.
„In Brandenburg werden Gärten derzeit hauptsächlich in den NNL zertifiziert“, ergänzt Wiebke Theuer-Glamann, Pressereferentin beim Landesamt für Umwelt (LfU). Aktuell werde daran gearbeitet, dass auch außerhalb der NNL die Gärten angemeldet und durch ausgebildete Mitarbeiter des LfU oder externe Zertifizierer überprüft werden können, kündigt Frey auf Wochenspiegel-Nachfrage an. Allerdings könne es außerhalb der NNL zu längeren Wartezeiten bis zum Gartenbesuch kommen. Aufgrund beschränkter Kapazitäten finde in der Regel ebenfalls keine Vor-Ort-Beratung vor dem Antrag statt, schränkt Frey ein.
Die überall in Brandenburg präsenten NNL bilden derzeit das Netzwerk, um die Initiative bekannt zu machen. Denn ein nachhaltiger Ressorcen-Umgang spiele in allen NNL eine große Rolle. „Die NNL haben sich zum Startläufer einer Staffel gemacht und vertrauen darauf, den Staffelstab bald einem Verein oder einer anderen ehrenamtlichen Einrichtung übergeben zu können“, wünscht sich Frey und würde sich dabei über Mitstreiter aus Wittenberge, Wittstock und anderen Regionen freuen. Matthias BusseÜber die Zertifikatskriterien für naturnahe Gärten informiert www.natur-brandenburg.de/
erleben-lernen/naturimgarten und bietet das Anmeldeformular an. Interessenten ohne Internet-Zugang können sich an unter Tel. 038791/801822 wenden. Anträge an: Natur im Garten Brandenburg in Neuhaus 9 in 19322 Rühstädt, per Fax 038791/801811 oder per Mail an naturimgarten@lfu.brandenburg.de
■ 1. Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide: Chemischen Pflanzenschutzmittel werden unnötig, wenn im Garten vorwiegend regionaltypische Pflanzenarten und robuste Nutz- und Zierpflanzensorten angebaut werden, die Bodenpflege schonend erfolgt und Nützlinge im Garten gezielt gefördert werden.
■ 2. Verzicht auf chemisch-synthetischen Dünger: Kompost, Jauchen, Komposttees, Mulchen und Gründüngung halten den Boden gesund und lebendig. Die Pflanzen werden dadurch ausgewogen organisch ernährt. Nur bei Bedarf werden organische Dünger eingesetzt.
■ 3. Verzicht auf Torf: Moore sind ökologisch sehr wertvolle Landschaften. Sie werden durch den Abbau von Torf zerstört. Im Naturgarten werden daher auch für Topfpflanzen Torf oder Torf-Erdmischungen nicht verwendet.