Pankow live zu erleben, war und ist immer wieder überraschend und vertraut zugleich: im gesellschaftlichen Spannungsfeld der DDR mit „Paule Panke“, oder „Hans im Glück“ und unzähligen Songs wie „Langeweile“ oder „Kille Kille Pankow“, genauso wie nach der Wende mit all den neuen Songs zwischen den Reibeflächen der veränderten musikalischen und gesellschaftlichen Landschaft. Anlässlich der aktuellen Tournee erinnert die Berliner Rockband an die Entstehung ihres legendären Albums „Aufruhr in den Augen“. „Provozieren fiel uns nicht schwer“, schmunzelt Pankow-Gitarrist Jürgen Ehle. „André brauchte man eigentlich nur nach vorne zu stellen, das reichte schon aus.“ Sänger André Herzberg war für die DDR-Oberen ein Dorn im Auge, wie er im Paule-Panke-Musikspektakel einen Lehrling ohne Bock, einen Gegenentwurf zur Ideologie des kommunistischen Überhelden darstellte, wie er 1983 plötzlich mit Wehrmachtsuniform während einer Fernsehübertragung auf die Bühne kam und nicht ganz subtil das Regime adressierte, wie er von „alten Männern“ sang, die man „zu lange verehrt“ hätte.
Die Band gründete sich 1981 in der DDR. Sie schaffte es, eine der einflussreichsten im Osten zu werden und dennoch anders zu sein. Mit ihrem authentischen, deutschsprachigen Rock mischten die Musiker den ostdeutschen Kulturbetrieb Anfang der 80er Jahre auf und machten es dem Staat schwer, mit ihnen umzugehen. Verbote für die Band folgten und waren das tägliche Brot für Pankow.
Sämtliche Songs zum Album „Aufruhr in den Augen“ wurden im Jahr 1987 geschrieben. Im Herbst desselben Jahres begann Pankow auch mit den Studioaufnahmen – und zwar erstmalig in einem privaten Tonstudio, in dem die Band nicht nur arbeitete, sondern über Wochen hinweg auch gleichsam kampierte. Dies war ein Novum für die damalige Zeit, jedenfalls bei einer AMIGA-Produktion. Nicht umsonst schwingt der Punk im Bandnamen mit. Für endgültige Repressalien waren die Berliner viel zu beliebt.
All das und wie man in den Jahren danach im „Alles So Schön Bunt Hier“ mit neuer Musik stetig kantig blieb, wollen Pankow auf ihrer Abschiedstournee „Bis zuletzt“ noch einmal in Erinnerung bringen. Denn bereits 1998 hatte die Band ihren ersten Abschied angekündigt. Damals hätten sie gedacht, auch wirtschaftlich nicht mehr durchhalten zu können, erzählte Gitarrist Jürgen Ehle. Die 90er Jahre seien schwierig gewesen, die Lust auf Ostrock beim Publikum gesunken. Das dann immer noch vorhandene Adrenalin ließ sie aber 2004 doch wieder auf die Bühne zurückkehren. Es folgten zahlreiche Konzerte und 2011 mit „Neuer Tag in Pankow“ ein weiteres Album.
Nach 44 Jahren soll im Jahr 2025 aber wirklich Schluss sein. Eine letzte Liebeserklärung an die Band, an das Wir-Gefühl, das es ihnen und vielleicht auch ihren treuen Fans einfacher gemacht hat, in der Welt klarzukommen. „Bis zuletzt“ gehen Pankow den Weg zusammen. WSTickets für das Konzert in Neuruppin gibt es an den bekannten Vorverkaufsstellen und online über www.reservix.de und www.eventim.de.
Kulturhaus Neuruppin, Freitag, 14. Februar 2025, 20 Uhr, Tickets und Infos: Tel. 03391/3555300