Seit Februar 2023 erforschen das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und das Seminar für Ur- und Frühgeschichte der Georg-August-Universität Göttingen das Gelände nahe des Seddiner „Königsgrabes“. Geleitet wird das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Projekt „Siedlungsumfeld Seddin (Sise)“ vom brandenburgischen Landesarchäologen Franz Schopper und von Immo Heske von der Universität Göttingen.
Gleich zu Beginn mit der ersten Grabungskampagne im März 2023 gelang die Entdeckung eines Hausgrundrisses. Die Größe und Bedeutung machten es erforderlich, die Ausgrabung zuerst wieder zu verfüllen und dann später „richtig“ auszugraben. Im November des vergangenen Jahres wurde in etwa 250 Meter Entfernung des bekannten „Königsgrabes“ der monumentale Grundriss einer Halle freigelegt. Mit einer Länge von 31 Metern und einer Breite von knapp zehn Metern handelt es sich um die größte bekannte Versammlungshalle der nordischen Bronzezeit. Das sogenannte „Wandgräbchenhaus“ wurde aus großformatigen Steinen, Holzbohlen und einem Flechtwerk mit Lehmverputz errichtet. Es fügt sich gut in die Hausbaulandschaft seiner Zeit, zeigt dann aber auch völlig einzigartige Baustrukturen.
Dank der Radiokohlenstoffdatierung konnte der Fund in die Zeit vom zehnten bis zum neunten Jahrhundert datiert werden. Der Bau ist somit nur geringfügig älter als der um 800 v. Chr. errichtete monumentale Grabhügel. Neben einer Feuerstelle in der westlichen Gebäudehälfte wurde an der nördlichen Längswand ein Miniaturgefäß gefunden, das Ähnlichkeiten zu dem im Jahr 1899 bei der Entdeckung des „Königsgrabes“ geborgenen Doppelkonus aufweist (eine Replik befindet sich im Stadt- und Regionalmuseum) und vermutlich für eine rituelle Opferung verwendet wurde. dre