Dem kundigen Leser wird entgegenkommen, dass er die Hauptfiguren der Handlung bereits aus sechs Romanen und einigen Kurzgeschichten kennt: In der Londoner Aldersgate Street kommandiert der ehemalige Meisterspion Lamb eine Truppe von abgeschobenen Geheimdienstmitarbeitern, die entweder Mist gebaut haben oder einer Intrige in die Quere gekommen sind.
Sie alle sind schräge Typen, die ihre Macken haben. Eigentlich mit belanglosen Aufgaben beschäftigt, geraten sie immer wieder in höchstrangige Konflikte, die sowohl mit der Spitze des MI 5 als auch mit internationaler Spionage verbunden sind. So auch als festgestellt wird, dass die digitalen Akten zu den Slow Horses aus den Speichern des Geheimdienstes verschwunden sind, und sie alle mehr oder weniger offensichtlich beschattet werden. Was steckt dahinter? Ein internes Ausbildungsmanöver oder ein Racheakt des russischen Geheimdienstes GRU für die Ermordung einer seiner Killerinnen auf russischem Territorium?
Die Handlung ist um 2019 angesiedelt, sie bekommt einen Bezug zum russischen Mordversuch an dem ausgetauschten Doppelagenten Skripal. So ein Anschlag widerspricht allen geheimdienstlichen Regeln, ausgetauschte Agenten gelten als tabu. Mick Herron (*1963) lässt die Fäden langsam zusammenlaufen, indem er die Erlebnisse der Slow Horses nebeneinander erzählt und sie nur selten im Arbeitszimmer von Lamb, das eher einer Müllhalde gleicht, oder auch an „Blakes Grab“ aufeinander treffen lässt. Über diesen Handlungssträngen in den Straßen und Vororten von London gibt es zudem noch die Welt der noblen Restaurants, Redaktionen und Clubs.
Wie hängen die Beschattungen, der Mord an zwei ehemaligen Slow Horses, Demonstrationen von „Gelbwesten“ in den Londoner Straßen und ein privater Nachrichtensenders zusammen? Lamb ist seinen Mitarbeitern meistens etwas voraus und ein Meister eigenwilliger Lösungen. Wird er rechtzeitig das Muster erkennen, das hinter allem steckt, und seine Leute, seine Joes, schützen können? rvHerron, M.: Slough House. Diogenes, 2024.