„Egal, über welche Wittenberger Straße wir laufen, wir erleben superspannende Stadtgeschichte“, sagt der Wittenberger Museumsleiter Marcel Steller. Gemeinsam mit seinem Team hat er sogar einen Barfußpfad ins Museum gebaut. Alle Wittenberger Straßen finden sich so in einem Raum – samt Geschichten, Anekdoten und vielen historischen Ansichten. Das nur scheinbar Selbstverständliche ins Licht setzen, Stadtgeschichte erzählen, wo man sie am wenigsten vermutet und die Besucher ins Staunen bringen – das ist der Anspruch der Schau. Und wer will, kann sie barfuß erleben oder sich sogar als Pflastersetzer probieren.
Eine knapp dreijährige Vorbereitung steckt in der Ausstellung, deren Thema es so bisher in keinem anderen Museum gab. Nicht nur das Team der „Alten Burg“ ist beteiligt, sondern auch zahlreiche Kooperationspartner aus der Region und darüber hinaus. Vom Wittenberger Bauamt sowie Betriebshof über den ehemaligen Stadtpfarrer Reinhard Worch, die Archäologin der jüngsten Ausgrabung in der Burgstraße, Ines Beilke-Voigt, bis hin zu Studenten der Universität Braunschweig steuerten insgesamt mehr als 20 Wittenberger und Experten nicht nur Wissenswertes und Überraschendes bei, sondern auch ganz unterschiedliche und neue Perspektiven auf die Straßen der Elbestadt.
Eingebettet ist das Themenjahr des Museums, das wie die Ausstellung den Titel „Barfuß durch Wittenberge“ trägt, in eine Digitalisierungsförderung des Ministeriums fürWissenschaft, Forschung und Kultur. Geld gab es nicht nur für die neue Ausstellung, sondern auch für digitale Ausstattung im Museum und die Digitalisierung der Sammlungsgüter – insgesamt über 30 000 Euro. So kommt es, dass auch ein tschechischer Computerspieleentwickler beteiligt ist: Die Warhorse Studios hatten in einem Computerspiel ziemlich detailgetreu die Wege und Straßen der frühen Neuzeit nachmodelliert. An einer Gaming-Station in der Ausstellung kann man die beschwerlichen Prignitzer Wege der Vergangenheit nachempfinden und begehen.Die für Klein und Groß geeignete Ausstellung ist bis nächstes Jahr während der Öffnungszeiten des Museums zu erleben. Mitte Juni wurde das Themenjahr 2024/25 mit einer gut besuchten gleichnamigen Stadtführung eingeläutet. Zahlreiche Formate, die sich allesamt mit den Wittenberger Straßen und ihren Geschichten beschäftigen, werden in den kommenden Monaten umgesetzt; darunter auch ein Vortrag der Archäologin Beilke-Voigt, die unlängst in der Burgstraße eine Ausgrabung leitete.
Im kommenden Jahr bringt das Stadtmuseum Wittenberge ein Buch zum Thema heraus. Angelehnt an die beliebten, aber vergriffenen Bildbände der Podiebrad-Familie wird es zahlreiche neue Ein- und Ansichten über Wittenberge geben – dank der Förderung auch digital. dre