Cybertäter arbeiten gründlicher und konsequenter als alle anderen und sind den Ermittlern oft einen Schritt voraus. Durch die Aufklärung werden die „modernen Schufte“ angetrieben, noch besser zu werden. Es ist nicht die Cyberwelt, die hinter solchen Angriffen steckt, sondern es sind immer Menschen. Drei junge Männer, die sich nie persönlich gesehen haben, wurden zu weltweit erfolgreichen Drogenhändlern, ohne ein einziges Mal von ihren Schreibtischstühlen aufzustehen. Sie haben von 2000 Drogenhändlern Provision erhalten, aber oft nie selbst welche in den Händen gehalten. Mit den Inhalten ihres ferngesteuerten Datenverkehrs beschäftigten sie sich nicht, bekamen nicht mit, was mit ihren Opfern und bei ihren Opfern passiert.
Ringwald gibt einen Einblick in den Berufsalltag und ihren persönlichen Weg zu einer Cyberkriminalitätsspezialistin zwischen Clear Web, Deep Web und Darknet. Die Staatsanwältin musste lernen, dass es im Darknet nicht anders zugeht als im Internetshopping, nur mit anderer Zahlweise. Ihr steht ein Expertenteam aus Ermittlern, Cyber Analysten und IT-Fahndern zur Seite. Ihre Arbeit braucht Vertrauen, Rücksichtnahme, gedankliche Elastizität. Kreativität und Mut zur Lücke.
Die Strafprozessordnung ist nicht für diese digitale Welt geschaffen worden. Die rasante Entwicklung im Cyberraum lässt dem Staat keine Zeit, sich an diese Entwicklung rechtlich und technisch anzupassen. Die Vorschriften zur Telekommunikationsüberwachung wurden in einer Zeit geschrieben, als es noch nicht einmal Mobiltelefone gab. Gibt es dennoch Chancen, die Täter zu finden und zu bestrafen?
Im Internet hinterlässt alles Spuren. Die Autorin erläutert das im Buch am Beispiel der Bitcoins. Man wisse nur nicht, wer hinter diesen Spuren steht. Bilder von Internettätern in Handschellen sieht man selten. Aber wenn es doch zu persönlichen Begegnungen im Gerichtssaal kommt, stehen sich die besten Profis der Szene gegenüber. Die Staatsanwältin räumt ein, dass viele der Täter besser in den Transformationsprozessen von Wirtschaft und Gesellschaft aufgehoben wären. Gegen einen Abwesenden findet keine Hauptverhandlung statt. Aber es kann gelingen, die Infrastruktur von Kriminellen zu zerschlagen, ohne die Täter zu inhaftieren. Es ist bereits ein großer Erfolg, Sand im Getriebe zu sein, den Tätern das Leben schwer zu machen. Am schwersten macht man es ihnen, wenn man ihnen Infrastruktur und Geld wegnimmt. Hier geht es um virtuelle Währungen. Die Blockchain-Technologie lässt seit 2009 Geldbewegungen zu, ohne dass dazu ein Banksystem benötigt wird. Bitcoin ist ein anerkanntes Zahlungsmittel geworden und mittlerweile nicht mehr die einzige Kryptowährungen. Aber die Täter leben nicht in einer Parallelwelt, am Ende steht immer eine reale nationale Währung. Es ist ein langer Weg, bis die Strafverfolgungsbehörden die Flagge des Siegers hissen können und das mitunter mit Augenzwinkern, wenn etwa auf der Plattform eines Geldwäscheunternehmens nur noch zwei Hände in Gummihandschuhen zu sehen sind, die das Logo putzen. Mit Meister Proper gegen Cyberkriminalität. rvJana Ringwald: Digital. Kriminell. Menschlich. Eine Cyberstaatsanwältin ermittelt. Murmann, 2024