Ein Mann, Mitarbeiter bei einer Krankenkasse, sah den Auftritt und fragte Renate Groenewegen, ob sie Lust habe, bei einer Weihnachtsfeier für Erwachsene und Kinder aufzutreten. „Dann habe ich einen großen Korb genommen, meine Puppen hineingelegt und bin dort als Märchenerzählerin aufgetreten.“ Ab dann war Renate Groenewegen vor allem das: eine Bühnenkünstlerin „Ich bin dann nach und nach mein eigener Theaterbetrieb geworden“, sagt die heute 74-Jährige.
Ihren Job im Jugendamt hängte sie nach der Geburt ihres zweiten Kindes an den Nagel. Als Freiberuflerin vermittelte sie fortan Erziehern, Sozialassistenten und Heilerziehungspflegern, wie man mit künstlerischen Mitteln Menschen in der sozialen Arbeit erreicht. Sie erdachte, inszenierte und spielte Soloprogramme für Kinder – und ab und an für Erwachsene – und trat als Musikerin in Kneipen auf. Sie inszenierte in den Jahren auch Theaterstücke zusammen mit Kindern und Jugendlichen, zum Beispiel „Die zertanzten Schuhe“, ein größeres Projekt, bei dem auch die Musikschule in Perleberg beteiligt war. Renate Groenewegen lebt schon lange in der Prignitz, mitten auf dem Land, in einem Horst zwischen Kuhbier und Wolfshagen. In der Region tritt sie auch heute noch regelmäßig auf. Den Märchen ist sie über die Jahre treu geblieben. „Ich habe immer gemacht, woran ich Spaß hatte.“Zwischen Weihnachten und Neujahr können Menschen jeden Alters sie wieder als Frau Holle im Perleberger Stadt-und Regionalmuseum erleben: bei einer winterlichen „Märchenstunde“. Frau Holle hat, wie ihre Spielerin, regionale Bekanntheit erlangt. Ganze Bühnen-Programme hat Renate Groenewegen um die Figur herum inszeniert, mit vielen Interaktionsmöglichkeiten und Spielen für Kinder wie „Schneeflockenpusten“ und „Eisstücke-Stapeln“. Als es mit Frau Holle vor vielen Jahren losging, begann - Groenewegen regelmäßig zum Kostümfundus der Deutschen Film AG, kurz DEFA, zu gehen. Der hatte nach der Wende seine Türen geöffnet. Sie lieh sich für die Saison ein besonderes Kostümteil aus: die Original-Haube, die Schauspielerin Carola Braunbock als böse Stiefmutter im Weihnachts-Klassiker „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ auf dem Kopf trägt. Diese legendäre Haube trug Renate Groenewegen immer wieder. Bis das gute Stück aufgrund von Materialschwäche aus dem Verkehr gezogen wurde.Bei den Märchenstunden im Perleberger Museum erzählt Frau Holle aus ihrem Leben. Wie sie auf diese Welt schaut, von ihrem Wetterturm hinab, und die Menschen beobachtet. Erinnerungsstücke spielen dabei eine wichtige Rolle, leiten sie doch zu den märchenhaften Geschichten über. Bei den Veranstaltungen verwebt Renate Groenewegen Grimmsche Märchen mit eigenen Geschichten. Leckeren Punsch gibt es auch. „Wichtig ist, sich anzumelden“, sagt Renate Groenewegen: „Es kann wieder voll werden!“