Nein, sie sind es nicht. Das moderne Weihnachtsfest ist nach aktuelleren Forschungen – beispielsweise der Kulturwissenschaftlerin Bettina Keß – ein Brauch, der sich erst im 19. Jahrhundert entwickelt hat. Bis dahin gab es im europäischen christlichen Kulturkreis ein anderes Datum, das mit Geschenken verbunden war: den Nikolaustag am 6. Dezember. Eine der Legenden um den Heiligen Nikolaus von Myra erzählt, dass er einem verarmten Vater nachts drei Goldklumpen ins Fenster warf und damit dessen drei Töchter vor Verkauf und Prostitution rettete. Davon blieb der Brauch, Kinder in der Nikolausnacht zu beschenken.
Ganz allmählich verlagerte sich das Fest des Schenkens auf den 24. und 25. Dezember. Nicht mehr der Nikolaus, sondern das Christkind wurde zum Bringer der Gaben. Die hatten zur damaligen Zeit jedoch nicht viel mit den Bescherungen von heute gemeinsam. Es gab praktische Dinge wie Bekleidung und Hausrat, die zumeist in alten Gesindeordnungen ohnehin festgeschrieben waren.
Nach Bettina Kess entwickelte sich das Weihnachtsfest, wie wir es heute feiern, ab etwa 1800. Von da an lebten Menschen immer mehr in Familien, sodass auch die Weihnachtsfeste zu privaten Familienfesten werden konnten. Mit Baum, Hausmusik und Geschenken, die nicht mehr nur praktisch sein mussten.
Die Frage, warum geschenkt wird, ist aber immer noch offen. Eigentlich klingt Schenken nach Arbeit. Man braucht Zeit, Kreativität, oft Geld. Das Schwierige am Schenken ist wohl, dass es nicht einfach nur Gegenstände sind, die den Besitzer wechseln. In jedem Geschenk steckt eine Botschaft. Es sagt etwas über die Beziehung zum Beschenkten aus. Diese Beziehungen in passende Geschenke „zu verwandeln“, fällt oft schwer. Das Schenken scheint vom Bedürfnis getrieben zu sein, gute Beziehungen zu anderen aufzubauen und zu pflegen. Ein symbolischer Akt, der es ermöglicht, Gefühle auszudrücken und soziale Bindungen zu stärken. Wir Menschen werden kaum davon lassen, vor allem wegen der freudigen Gefühle für Beschenkte, aber auch für die Schenkenden. Mögen Ihre Weihnachtsgeschenke persönlich und kreativ sein. Heike Schulze