Der Quempas hat in Perleberg eine lange Tradition. Seit etwa 600 Jahren kommen Menschen in der Frühe des ersten Weihnachtsfeiertages in die Perleberger Sankt-Jacobi-Kirche, um gemeinsam das Christfest zu feiern. Das gelingt seit dem Mittelalter, weil jedes Jahr Menschen zu den Chören dazukommen, um mitzusingen. Heute prägen der Evangelische Posaunenchor Perleberg, der Klang der Jehmlich-Orgel und die Darstellung des Krippenspieles durch Kinder und Jugendliche der Gemeinde die Feier des Perleberger Quempas.
Der Name Quempas leitet sich aus dem lateinischen Lobgesang der Frühmette „Quempastores laudavere” (Den die Hirten lobeten sehre) ab. Die Spuren des alten Brauchtums mit den Frühmetten am ersten Weihnachtsfeiertag reichen bis ins 14. Jahrhundert zurück, nach Überlieferungen auch in Perleberg. Der Quempas ist ein Wechselgesang von vier Chören, die sich auf die Emporen der Kirche verteilt haben. Es wird zweisprachig gesungen – erst lateinisch, dann deutsch. Nach jeder der vier Strophen antwortet die Gemeinde mit dem Refrain in lateinischer Sprache. Begleitet werden sie von den Bläsern und der Orgel.
Während des Gesanges stellen Kinder und Jugendliche der Gemeinde die Weihnachtsgeschichte im Chorraum dar. Als Hirten und Könige gehen sie schweigend durch den Kirchraum zur Krippe nach Bethlehem, wo Maria und Joseph mit dem Kind in einem Stall auf sie warten.
Ohne Sängerinnen und Sänger ist der Quempas nicht möglich. Deshalb sind alle, die mitmachen möchten, zu den Proben eingeladen.
Petra Eggert begleitet seit 2012 ihre damals fünfjährige Tochter Julia zum Quempas. 2017 übernahm sie die Probenleitung von Christel Czubatynski. Bianca Schatkowski steht ihr dabei zur Seite. Am 25. November fanden die ersten Proben statt. Dazu treffen sich Interessierte in der Winterkirche. „Bei der ersten Probe werden immer die Rollen verteilt. Maria und Josef werden dieses Jahr von Magdalena Telschow und Tim Schatkowski dargestellt”, berichtet Petra Eggert. „Der neunjährige Johann Klan und die sechsjährige Gesa Neumann sind neu dazugekommen. Die Neuen spielen zuerst immer die Rollen der Hirten. Nora Mittermaier, Julia Eggert und Mathis Schatkowski spielen die Drei Heiligen Könige.” Die erste Probe läuft ohne Kostüm. Beim nächsten Mal wird mit Kostüm geprobt.
Auch die zwölf Sänger und Sängerinnen probten schon eifrig. „Drei Viertel von ihnen sind zum ersten Mal dabei. Seit einem halben Jahr haben wir mit Andreas Behrendt einen neuen Kantor in Perleberg. Er probt das Singen und ist sehr engagiert”, lobte Petra Eckhard.
„Erst mit dem Quempas fängt für uns Weihnachten an”, hört Petra Eggert oft von den Teilnehmenden. Sie schwärmt von der ruhige Atmosphäre am Morgen mit Kerzenschein und Gesang. „Hinterher trifft man sich auch draußen vor der Kirche und bleibt eine Weile stehen. Viele bringen sich was zu trinken mit. Dann stehen sie vor der Kirche und erzählen noch etwas.Manche frühstücken dann gemeinsam. Es ist wunderschön, ein Teil dieser Tradition zu sein”, freut sich Petra Eckert.
Die nächste Probe findet am 23. Dezember um 18.30 Uhr in der Winterkirche statt. Wer noch mitmachen möchte ist herzlich willkommen. Anmeldungen sind nicht notwendig. Jens Wegner