Sind Schlangen wirklich so? Thomas Lindner beschäftigt sich in Freizeit und Beruf mit diesen Reptilien. Er ist unter anderem Präsident aller deutschsprachigen Kreuzottern, oder seriöser gesagt, des Vereins VIPERA. Er widmet sich insbesondere dem Schutz und der Erforschung von Kreuzottern, ist zudem stellvertretender Leiter der Arbeitsgruppe Schlangen in der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT). Nach seinen Erfahrungen sind Schlangen weder hinterlistig noch aggressiv. Sie werden nicht von sich aus angreifen. Sie versuchen, den Menschen aus dem Weg zu gehen. Nur wenn sie in Gefahr geraten, verteidigen sie sich.
Die bekannteste Schlange in Deutschland ist sicherlich die Kreuzotter. Das „Reptil des Jahres 2024“ ist unter den über 4000 Schlangenarten in der Welt am weitesten verbreitet. Ihr Territorium erstreckt sich über ganz Europa und Asien, von den Äußeren Hebriden bis Sachalin, von Albanien bis nördlich des Polarkreises.
Sie ist trotzdem streng geschützt und bedroht, weil sie ihre Anpassungsbreite über Millionen Jahre erworben hat und nun der Mensch in ganz kurzer Zeit ihren Lebensraum verändert. Es gibt jedes Jahr ein paar Dutzend Bisse in Deutschland, aber bis auf eine Ausnahme sind über Jahrzehnte keine Todesfälle mehr bekannt geworden. Natürlich gibt es die Kreuzotter auch in China.
China gehört zu den Ländern der schnellsten Entwicklung in Wissenschaft und Technik. Wie verträgt sich das mit traditionellen Sonnen- und Mondkalendern und den Tierkreis-Horoskopen? Chinakenner Ole Döring erlebt in Südchina, dass sich in der politischen Führung des Landes die Ansicht durchgesetzt hat, dass alles, was in der Tradition und der Religion politisch neutral ist, das gesellschaftliche Leben und das politische System stabilisiert. Er beobachtet eine Durchmischung traditioneller und moderner Wertauffassungen. Das alte Wissen wird sehr gepflegt und es existieren auch moderne Schulmedizin und traditionelle chinesische Medizin nebeneinander. Das gehört zur Besinnung auf das nationale Erbe. Es gebe ein richtiges Revival von Tempeln, Kirchen und Moscheen. Und so werden die meisten Menschen in China – abgesehen von den muslimisch geprägten Landesteilen im Osten – mit großen Festen das Jahr der Schlange begrüßen. Die Chinesen erwarten vom neuen Jahr nach den wuchtigen Schritten des Drachen nun eine Fortsetzung der Veränderungen im Land in kleineren Schritten. Und natürlich erhoffen sie sich Glück und Wohlstand. Das kann man übrigens im Jahr der Schlange besonders befördern, wenn man rote Unterwäsche trägt. rv