In der Winterzeit ist frisches Gemüse aus der Region rar. Eine Alternative können Microgreens sein. Das sind Keimlinge von Pflanzen wie zum Beispiel Senf, Erbsen, Radieschen, Brokkoli oder Kerbel, die schon nach der Entwicklung erster zarter Blättchen geerntet und im Salat, als Zutat in Wraps oder als Topping auf warmen Gerichten verzehrt werden. Die Jungpflanzen sind besonders reich an Vitaminen und ätherischen Ölen. Der Geschmack variiert von leicht scharf bis nussig-süßlich. Microgreens gibt es abgepackt im Supermarkt, allerdings teilweise zu hohen Preisen.
Deshalb kann es sich lohnen, die Keimlinge selbst auf der Fensterbank anzubauen – zumal sie dann immer ganz frisch geerntet werden können. Microgreens auszusäen unterscheidet sich nicht von der herkömmlichen Aussaat von Gemüse. Dazu werden Anzuchtschalen rund zwei Zentimeter hoch mit Anzucht- oder Komposterde gefüllt und dicht besät. Bei der Saattiefe hält man sich an die Angaben auf dem Samentütchen. Die Erde wird regelmäßig gegossen, Samen von solchen Lichtkeimern können anfangs mit Folie abgedeckt werden, um ein Austrocknen zu verhindern. Es können auch Anzuchtboxen mit einem Deckel aus lichtdurchlässigem Kunststoff verwendet werden, um ein feucht-warmes Kleinklima zu schaffen.
Alternativ lassen sich die Samen auch ohne Erde zum Keimen bringen, ähnlich wie bei der Sprossenzucht, benötigen aber Sonnenlicht. Während Sprossen schon nach zwei bis fünf Tagen geerntet und komplett verzehrt werden, sind Microgreens meist nach etwa zwei Wochen erntereif. Das ist dann der Fall, wenn sich nach den Keimblättern die ersten „echten“ Blätter zeigen. Die Keimlinge werden dann knapp über der Erde abgeschnitten und sofort verarbeitet. Die Wurzel wird anders als bei den Sprossen nicht genutzt.
Microgreens sind Nährstoffpakete, allerdings kein Ersatz für Gemüse, informiert die Krankenkasse AOK in ihrem Gesundheitsmagazin. Es fehlt ihnen an Pflanzenfasern, die als Ballaststoffe wichtig sind, um den Darm gesund zu erhalten und die Verdauung zu unterstützen. Bei abgepackten Produkten aus dem Supermarkt ist zudem darauf zu achten, dass sie zeitnah verzehrt und vor dem Essen immer gründlich gewaschen werden. Durch lange Lagerung können sich Keime entwickeln. Bei selbst angebauten Keimlingen ist das wenig zu befürchten. Trotzdem rät die AOK, beim Anbau auf eine gute Hygiene zu achten. So sei es empfehlenswert, spezielle Samen zu verwenden, die für Microgreens angeboten werden. Diese wurden so vorbehandelt, dass sie keine Verunreinigungen etwa durch Bakterien enthalten und sind deshalb für den Minigarten auf der Fensterbank besonders geeignet.
Die Vorteile der Microgreens: Sie benötigen kaum Platz, keinen Dünger und wenig Wasser. Sie sind schnell erntereif und bereichern die Küche mit neuen Geschmacksnoten. Allerdings brauchen sie regelmäßige Zuwendung, denn austrocknen dürfen die Samen nicht. Ob die Anzucht der Minipflanzen in den eigenen Lebensrhythmus passt, muss jeder selbst ausprobieren. net