Ruhestand
nach Jubiläum
Fleischerei Vader schließt nach 60 Jahren die
Pforten – neuer Imbiss zieht als Mieter ein

Hinter der reichhaltigen Theke der Fleischerei: Martina und Karl-Heinz Vader.Fotos: Ralf Podiebrad
Wittenberge. 60 Jahre lang hat die Familie Vader ihre Kunden in der gleichnamigen Fleischerei in Wittenberge mit Fleisch- und Wurstwaren nach traditionellem Rezept erfreut. Das kürzlich begangene Betriebsjubiläum geht nun einher mit dem Ruhestand, auf den sich der Fleischermeister Karl Heinz- Vader und seine Frau Martina Vader (beide 65) einstellen. Das heute in der Rathausstraße ansässige Geschäft samt Imbiss und Saalvermietung wird am 1. März die Pforten schließen. Nach einer Umbauphase will die Firma Cagoni, die derzeit noch in der Lenzener Chaussee ansässig ist, als Mieter der Räumlichkeiten im April wieder einen Imbiss im 2001 neu errichteten Eckhaus eröffnen.

„Ein herzliches Dankeschön“ richten Martina und Karl-Heinz Vader an ihre Kunden, die ihnen teils auch schon seit sechs Jahrzehnten die Treue gehalten haben. Noch im Dezember vergangenen Jahres dachte der 65jährige, einen Nachfolger für die Wittenberger Fleischerei gefunden zu haben, doch der sprang kurzfristig wieder ab. Und so wird die Stadt an der Elbe wohl künftig ohne die angestammte Fleischerei auskommen müssen. Nicht nur Martina und Karl-Heinz Vader und ihre Kunden bedauern dies natürlich zutiefst. Auch der Hauptgeschäftsführer der zuständigen Handwerkskammer Potsdam, Ralph Bührig, der im Januar noch Glückwünsche zum 60. Jubiläum überbrachte, hatte sich traurig über die nicht zustande gekommene Nachfolge und den mangelnden Nachwuchs im Fleischerhandwerk gezeigt. Ähnlich bekümmert es auch Karl-Heinz Vader, der bis 2015 noch angehende Fleischer ausgebildet hatte, aber seither keine adäquaten Bewerber mehr gefunden hat.

Bereits 1958 hatte Karl-Heinz Vater Heinz damals noch in Neustadt-Glewe in Mecklenburg-Vorpommern die Fleischerei gegründet. 1965 zog er dann nach Wittenberge, um seine Vorstellungen eines selbstständigen Betriebs auch zu damaligen DDR-Zeiten umsetzen zu können. 1995, drei Jahrzehnte nach dem Umzug der Fleischerei nach Wittenberge, übernahm dann Karl-Heinz Vader, dem das Handwerk der Fleischerei „quasi schon in die Wiege gelegt“ worden war, das Geschäft von seinem Vater. Er bewahrt das Traditionelle – etwa mit den noch von Heinz Vader übernommenen Wurstrezepten, sorgt aber zugleich für Fortschritt. 2001 eröffnet er das Geschäft in der Rathausstraße, das inzwischen nicht mehr ausschließlich Fleischerei ist, sondern auch Imbiss, Bäckerei, Saalvermietung und Partyservice integriert. Auch in Perleberg hatte Karl-Heinz Vader zwischenzeitig eine Fleischerei betrieben, ist aber später dann wieder ausgestiegen.

Mehr als schade findet es Karl-Heinz Vader auch für das für die Fleischerei samt Imbiss in der Rathausstraße und die Produktion in der Johannes-Runge-Straße eingespielte „tolle“ Team mit 15 Mitarbeitern. Die Crew wird nun leider auseinandergehen müssen. Einige werden zwar künftig in der Umgebung wirken. Aber es ist eben nicht mehr das Team der Fleischerei Vader. gd

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