„Wider die Schwerkraft muss der Kopf beim Vorbeugen von den Nackenmuskeln stabilisiert werden und das ist beim Sitzen am PC oder Chatten auf dem Handy ständig nötig“, sagt die Vorsitzende des Berufsverbands Orthopädie in Brandenburg, Ulrike Fischer. Die Muskeln – nicht mehr optimal angesteuert – würden verspannen und verhärten, wobei der Kopf in weitere Dysbalance gezogen werde, so die Potsdamer Orthopädin.
Sprüche wie „Kopf hoch, wird schon wieder gut“ oder „Die Angst sitzt mir im Nacken“ haben eine lange Tradition. Aber nicht nur im übertragenen Sinne muss der Schulter- und Nackenbereich gerade heutzutage einiges aushalten. Dazu zählt neben dem Dauerblick aufs Smartphone auch etwa Schreibtischarbeit, wenn nicht auf eine nur marginal nach unten weisende Blickrichtung achtgegeben wird. Die klassische tiefer geneigte Perspektive indes bleibt nicht ohne Folgen: Die oft resultierenden Nackenschmerzen entstünden „hauptsächlich durch Über- oder Fehlbeanspruchung der Muskulatur“ und seien Ergebnis einer verspannten Muskulatur im Halsbereich, sagt Munther Sabarini, Neurochirurg und Gründer einer Klinik für Wirbelsäulen- und Gelenkchirurgie in Berlin. Doch auch falsches Liegen oder Verletzungen könnten zu entsprechenden Beschwerden führen.
Aus mehreren Muskelgruppen, unzähligen Nerven und sieben Wirbelkörpern bestehend, stellt der Nacken neben der Haltung und Zentrierung des Kopfes auch dessen Beweglichkeit sicher. Daher beschränken sich Schmerzen in dieser Region selten nur auf den Schulterbereich, sondern strahlen weiter bis zum Kopf und zu den Armen aus. „Über- oder Fehlbelastung strapaziert auf Dauer die Haltekapazität der Muskulatur“, erläutert Munther Sabarini. Diese verhärte und es komme zu Schmerzen. In der Folge würden Betroffene instinktiv eine Schonhaltung einnehmen, „was die Beschwerden noch verstärken kann“, so der Neurochirurg.
Durch gezielte Dehnung und Übungen zum Strecken werde die Balance verbessert, rät Ulrike Fischer. Besonders wer im Alltag lange sitzt, sollte alle halbe Stunde aufstehen, sich strecken und einige Schritte laufen. Durch Kreisen mit Kopf und Armen lassen sich verspannte Muskeln weiter lockern. Dazu den Kopf langsam nach vorn auf die Brust legen und in den Nacken drehen. Trete trotz solcher Bewegungen keine Besserung ein „oder verschlechtert sich der Zustand, sodass die Schmerzen bis in die Arme ausstrahlen oder die Hände einschlafen, sollten Betroffene einen Arzt aufsuchen“, empfiehlt Munther Sabarini. gd