Es fehlt an Wohnheimplätzen
Kammern fordern Landesförderung fürbezahlbares Wohnen für Auszubildende

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Brandenburg. Das Land Brandenburg braucht eine landesspezifische Förderrichtlinie zum Bundesprogramm Junges Wohnen, um die Wohnsituation junger Menschen in Ausbildung signifikant zu verbessern. Das ist das zentrale Ergebnis einer aktuellen Umfrage unter Ausbildungsbetrieben und Berufsschulen, durchgeführt von den Handwerkskammern (HWKs) und Industrie- und Handelskammern (IHKs) des Landes.

Der Mangel an Unterkünften für Lehrlinge und Auszubildende ist für die Wirtschaft gravierend: Junge Menschen nehmen Ausbildungsplätze oft nicht an, wenn eine passende Unterkunft fehlt. Die 7945 befragten Betriebe beschäftigen aktuell 4275 Auszubildende und planen, weiterer 1751 Lehrlinge einzustellen. Drei Viertel der an der Umfrage teilnehmenden Betriebe attestieren dem Land einen akuten Mangel an Wohnraum für Auszubildende.

Dass sich die Ausbildungsbetriebe mit aller Macht gegen das Problem stemmen, zeigen die Umfrageergebnisse in ihrer Gesamtheit: Viele der im Land befragten Ausbildungsbetriebe versuchen gegenzusteuern – durch eigene Unterkünfte oder durch Unterstützung bei Fahrtkosten und Wohnungssuche. Obwohl viele sogar bereit wären, einen monatlichen Mietzuschuss zu leisten, wünschen sich die meisten Unternehmen eine finanzielle Unterstützung, wenn sie Wohnraum bereitstellen.

„Wir müssen gemeinsam schnelle und unbürokratische Lösungen finden, um jungen Leuten in der Ausbildung eine sichere und bezahlbare Unterkunft zu bieten“, mahnt Potsdams IHK-Präsidentin Ina Hänsel, Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft der IHKs des Landes Brandenburg. „Das Erstellen einer Brandenburger Richtlinie zum Bundesförderprogramm ‚Junges Wohnen‘ kann hier nur ein, aber dennoch sehr wichtiger, Baustein sein. Auch die im Koalitionsvertrag aufgeführte ‚WG-Garantie‘, also Förderbestimmungen für den Belegungsankauf von Wohnraum für Auszubildende und Studierende zu öffnen, kann helfen.“ Wohnraum sei die Grundvoraussetzung dafür, „dass Ausbildungsplätze besetzt und unsere Fachkräfte von morgen gesichert werden“, so Ina Hänsel. Die IHK-Präsidentin fügt hinzu: „Gerade im ländlichen Raum sind die Fahrwege für Azubis ohne Führerschein oder Auto – das gilt insbesondere für Minderjährige – nicht zumutbar. So bleiben Ausbildungsplätze unbesetzt, weil es am Ausbildungsort keinen oder keinen zumutbaren Wohnraum gibt. Hier sind klar das Land und die Kommunen gefordert.“

„Die Besetzung von Ausbildungsplätzen im Handwerk wird durch den Mangel an geeigneten Wohnmöglichkeiten für Jugendliche zusätzlich erschwert“, erklärt Robert Wüst, Präsident des Handwerkskammertages Land Brandenburg. Ohne diese Infrastruktur würden sich viele junge Menschen gegen eine Ausbildung entscheiden. Viele Ausbildungsplätze blieben deshalb unbesetzt. „Wir verlieren junge Menschen in Brandenburg“, mahnt Robert Wüst. „Viele Handwerksbetriebe wären bereit, bei Wohnraumlösungen zu unterstützen. Das gelingt aber nur, wenn die Landesregierung entsprechende Förderstrukturen schafft und dabei die Bundesmittel für „Junges Wohnen“ effektiv bereitstellt.“ Der Präsident des Handwerkskammertages Land Brandenburg bringt es auf den Punkt: „Eine starke Ausbildung braucht starke Rahmenbedingungen – und dazu gehört ganz wesentlich ein Dach über dem Kopf.“

Die Wirtschaftskammern des Landes fordern deshalb mit Nachdruck eine eigene Förderrichtlinie „Junges Wohnen“ für Brandenburg, die die Schaffung von Unterkünften für junge Menschen am Ausbildungsort unterstützt. Wer junge Menschen für eine Karriere in Brandenburg gewinnen will, müsse ihnen auch die Chance geben, hier zu leben, heißt es. WS
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