Das Unternehmen begründet die Schließung mit dem Krankenhausversorgungsverbesserungs-Gesetz (KHVVG), das am 1. Januar innerhalb der bundesweiten Krankenhausreform in Kraft getreten ist. Das KMG Klinikum Nordbrandenburg besteht aus den drei Standorten Kyritz, Pritzwalk und Wittstock. Mit zwei Fachabteilungen aus dem Bereich der Inneren Medizin – der Kardiologie und der Gastroenterologie – „erfüllt der Standort Wittstock ab dem 1. Januar 2027 die erforderlichen strukturellen Voraussetzungen nicht mehr und darf diese Leistungen nicht mehr erbringen“, heißt es in der Mitteilung des Gesundheitsunternehmens.
Der Klinikstandort Wittstock hat 135 Betten und mehr als 170 Mitarbeiter. Die Kardiologie und die Gastroenterologie sollen im Zuge der Neustrukturierung von Wittstock nach Pritzwalk verlegt werden. Diese Leistungen seien „unverzichtbar für die gesundheitliche Versorgung der Menschen in der Region“. Geplant ist, dass ab 2027 am KMG Klinikum Nordbrandenburg, Standort Pritzwalk, ein Neubau errichtet wird, in dem die Herzkatheter-Labore beständig untergebracht sind. Darüber hinaus sollen die Intensivstations-Kapazitäten in Pritzwalk erweitert werden. Die Klinik für Geriatrie will KMG an den Standort Kyritz verlegen.
Die überraschend angekündigte Schließung des Standorts sorgt in der Region für rege Diskussionen und Verunsicherung. Zu einem kurzfristig einberufenen Bürgerforum, das die Schließung zum Thema hatte, sind etwa 1000 Anwohner und Vertreter von Parteien und Institutionen in die Stadthalle gekommen. Wittstocks Bürgermeister Philipp Wacker (CDU/FWG) schreibt in einem offenen Brief, gerichtet an die Mitglieder des Landtages Brandenburg und die Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises: „Was für Außenstehende eine nüchterne Entscheidung im Rahmen von Strukturanpassungen sein mag, bedeutet für uns vor Ort einen tiefen Einschnitt – für die Sicherheit der Menschen, für die Lebensqualität in unserer Region und für die Zukunft des ländlichen Raums insgesamt.“
Viele KMG-Mitarbeiter sind unterdessen stark verunsichert, wie es um ihren Arbeitsplatz steht. Die Wege nach Kyritz oder Pritzwalk werden angesichts der Schichtdienste für die meisten nur mit dem Auto zu schaffen sein. Unklar ist auch, welche Auswirkungen die Schließung des Standorts Wittstock auf das Krankenhaus in Perleberg künftig haben wird – vor allem hinsichtlich veränderter Patientenströme.
Die KMG Kliniken heben indes die Vorteile der neuen Struktur hervor: Bislang sei bei komplexen Fällen, die der Mitbehandlung durch einen anderen – zum Beispiel chirurgischen – Fachbereich bedürfen, eine Verlegung zwischen den Standorten Wittstock und Pritzwalk notwendig. Mit der Neustrukturierung verkürzen sich die Wege. „Das kann bei Notfällen mit schnellem Handlungsbedarf Leben retten. Zusätzlich erhöht sich der Patientenkomfort, weil die gesamte Behandlung ohne Verlegung an einem Standort durchgeführt wird.“ Auch bestehe die Möglichkeit, dass das Behandlungsspektrum erweitert wird. „Durch die Kooperationsmöglichkeiten vor Ort können zukünftig komplexere Erkrankungen medizinisch versorgt werden, für die Menschen aus der Region aktuell größere Wege auf sich nehmen müssen“, heißt es.
„Es ist geplant, dass sämtliche Mitarbeitende weiterbeschäftigt werden“, geben die KMG Kliniken aktuell bekannt. Bürgermeister Philipp Wacker und Brandenburgs Gesundheitsministerin Britta Müller (parteilos, für BSW) wollen den Standort in Wittstock erhalten. Der Bürgermeister will für Anfang September zu einem Runden Tisch mit Vertretern aus Politik und Unternehmen einladen. dre