„Wir haben seit dem Spätsommer erste Fälle von Babesiose registriert. Inzwischen ist die Krankheit komplett in der Region angekommen“, sagt Tierärztin Elisabeth Beißner von der Tierarztpraxis Neu Amerika in Sieversdorf-Hohenofen. In den vergangenen Jahren habe sie derartige Fälle nicht verzeichnet.
Die Tierärztin rät zu einer „strikten Zeckenprophylaxe“. Das heißt, dass dem Hund vorbeugend ein Medikament – ein sogenanntes Ektoparasitikum – verabreicht wird, das die Zecke schon abtötet, bevor sie die Krankheit durch den Saugakt übertragen kann. „Das beugt auch anderen Erkrankungen vor, die von Zecken übertragen werden können“, sagt Elisabeth Beißner.
Das Auftreten von Babesiose bestätigt auch Henriette Schwärzel, angestellte Tierärztin in der Praxis von Wencke Pfeiffer in Neuruppin. „Wir hatten in diesem Herbst bisher zwei Fälle. Die Krankheit tritt jetzt vermehrt auf“, sagt sie. Sie empfiehlt ebenfalls Medikamente, die die Zecke beim Biss abtöten. „Wichtig ist, das Mittel ganzjährig zu verabreichen. Denn Zecken sind bei Temperaturen bis zu minus zwei Grad aktiv“, so die Tierärztin. Der Hund bekommt das Medikament entweder injiziert oder in Form einer Tablette mit Geschmack, die über drei oder fünf Monate wirkt. Kosten für den Tierhalter: mindestens 50 Euro. Es komme auf das Gewicht des Hundes an.
Zusätzlich empfiehlt Henriette Schwärzel, den Hund nach dem Gassigehen nach Zecken abzusuchen. So können die kleinen Krankheitsüberträger womöglich schon aufgespürt und entfernt werden, bevor sie gebissen haben.
Auch im Raum Oberhavel steigen die Fälle von Babesiose. „Wir merken einen deutlichen Zulauf“, sagt Andreas Fürstenberg, Tierarzt in Kremmen. Wichtig sei auch, auf mögliche Symptome zu achten. Zu Beginn der Infektion sind die Hunde meist matt, haben Fieber oder fressen nicht mehr. Gelbe Schleimhäute und dunkelroter Urin sind ebenfalls deutliche Anzeichen für Babesiose. Dann gilt: sofort zum Tierarzt. „Bei rotem Urin ist es schon fast zu spät“, sagt Henriette Schwärzel.
Zecken können Babesiose auch auf den Menschen übertragen. Wer ein gesundes Immunsystem hat, bekommt meist nur leichte Beschwerden, die einem grippalen Infekt ähneln. Bei älteren Menschen oder Menschen mit Vorerkrankungen sind aber auch schwere Verläufe möglich. Babesiose war früher nur als Reisekrankheit bekannt. Heute gilt sie auch in Brandenburg als heimisch. „Die Zecken haben sich weiterentwickelt, und natürlich trägt auch der Klimawandel seinen Teil dazu bei“, so Andreas Fürstenberg. Hinzu kommt, dass viele Leute Hunde aus dem Ausland adoptieren. Auf diesem Weg bringen die Tiere die Erreger nach Deutschland mit. Björn Wagener