Seit 25 Jahren gibt es das Dorftheater Sagenhaft. Im Sommer widmet sich das Ensemble historischen Stoffen – zuletzt „Kletzke und die Schweden“ –, im Winter gehört die Bühne traditionell den Märchen. 19 Spieler und Spielerinnen stehen diesmal auf der Bühne, vom Grundschulalter bis zur Rente; viele von ihnen bauen, nähen oder malen nebenbei Kulissen und Kostüme. „Wir sind ein reines Laientheater – aber eines, in dem jeder seine Talente einbringen kann. Familien spielen zusammen, Nachwuchs rekrutieren wir zum Beispiel aus der Krippenspielgruppe“, sagt die 58-Jährige.
Für „Kalif Storch“ hat sie die Geschichte von Wilhelm Hauff für Kletzke adaptiert. Das Kunstmärchen aus dem 19. Jahrhundert erzählt vom Kalifen, der sich mithilfe eines Zauberpulvers in Tiere verwandeln kann – solange er nicht lacht, denn sonst bleibt er ein Storch. In Hauffs Original geht es um Verwandlung, Klugheit und die Frage, was einen guten Herrscher ausmacht. In Kletzke wird daraus ein komödiantisches Abenteuer mit märchenhafter Ausstattung, glänzenden Kostümen und einigen „zauberhaften Verwandlungen“.
Typisch für das Dorftheater ist der Mix aus Märchenstoff, regionalen Anspielungen und kleinen Seitenhieben auf die Gegenwart. Im Ensemble stehen dieses Jahr auch Kinder aus der örtlichen Kinderturngruppe. „Das Tanzbein wird geschwungen“, verspricht Andrea van Bezouwen. „In diesem Jahr bringen noch mehr Kinder als sonst Bewegung auf die Bühne und auch die Erwachsenen zeigen ihre bisher eher unbekannten Seiten“.
Das Publikum kann die Vorstellung nicht nur als Theaterabend, sondern als Mini-Dorffest erleben. Vor und nach den Aufführungen gibt es Grillgut von der Feuerwehr, Schülerinnen verkaufen Waffeln für die Klassenkasse, und vor der Turnhalle bildet sich oft eine „große Menschentraube“. Die vorderen Reihen gehören den Kindern, Rollstuhlfahrer kommen problemlos hinein.
Gespielt wird etwa eine Stunde ohne Pause, kompakt, fröhlich. „Es ist ein Stück für die ganze Familie – Kinder, Erwachsene, Rentner, alle kommen auf ihre Kosten, weil wir Gags einbauen für jede Altersklasse“, sagt die Leiterin. „Und es stehen alle Altersklassen auf der Bühne und tragen Verantwortung, indem sie ihre Rollen übernehmen.“ Dafür steht das Dorftheater seit einem Vierteljahrhundert: für gemeinsames Spielen, gemeinsames Produzieren – und Momente, in denen sich ein Dorf in märchenhafter Weise zusammenfindet. Stephanie Drees