Sie wollte immer nur Shakespeare spielen

Cover: Verlag

Judi Dench ist hier vor allem durch Filmrollen bekannt, etwa als Chefin des britischen Geheimdienstes MI6 in James-Bond-Filmen. Dass sie zu den großen Bühnen-Schauspielerinnen gehört, ist vor allem im englischsprachigen Theater präsent. Im Gespräch mit dem Kollegen Brendan O‘Hea berichtet die Oscarpreisträgerin von sieben Jahrzehnten der Begegnung mit dem Mann, wie sie ihn scherzhaft nennt, „der die Miete zahlt“ – William Shakespeare.

Sie erzählt von den ersten Schritten auf der Bühne, von Familie, Freunden und Kollegen. Im Fokus stehen Auffassungen über das Theater, ihr Herangehen an Rollen, ihre Art der Darstellung. „Heutzutage wird manchmal zu viel gequasselt… es wird leidenschaftlich darüber diskutiert, welche Botschaft das Stück hat“, bemerkt sie, aber das Stück solle dem gehören, der es geschrieben hat. All das ist für sich amüsant, aber zudem eine Reflexion über Kunst, Sprache und Schauspiel.

Indem sie beschreibt, wie sich ihre Figuren der Julia, Ophelia, Viola oder Kleopatra in der Handlung entwickeln, erzählt Judi Dench die Stücke ungewohnt und bietet Perspektiven, die Kenner erfreuen werden und jenen, die die Dramen wenig kennen, eine neue Welt erschließt. Ihr Credo: „Ich spiele eine Figur.“ Auf der Bühne und als Regisseurin vertraut sie auf die Gestaltungskraft Shakespeares, akzeptiert aber auch moderne Ansätze. Wichtig ist vor allem, das Publikum nicht zu unterschätzen. „Das Publikum ist intelligenter, als wir denken. Wir müssen ihm nicht alles vorkauen.“ Ohnehin sei es Schauspielern oft einen Schritt voraus.

„Shakespeare“ ist ein Buch, das nicht nur vom Witz der 1934 geborenen Künstlerin lebt, sondern durch den lebendigen Dialog mit dem Kollegen 0‘Hea abwechslungsreich bleibt. Es ist zugleich biografisch, theaterpraktisch und literarisch – eine Einladung, Shakespeare neu zu entdecken. rv

Dench, J.: Shakespeare. Der Mann, der die Miete zahlt. Dörlemann Verlag, 2025. Aus dem Englischen von Christa Schwenke.

Druckansicht