Im Jahr 1963 begegneten sich die aus Altenhof und Wendisch Priborn – beides kleine Orte in Mecklenburg – stammenden Mädchen in der Haushaltsschule in Werle bei Güstrow. Beide Mädchen waren in der Haushaltsschule gelandet, weil sie eine Lehrstelle verpasst hatten. Doch ein Jahr lang etwas fürs Leben zu lernen, fanden die Eltern nicht verkehrt. Und so absolvierten Christa und Hanni ein Jahr, das wir heute als Mischung zwischen einem berufspraktischen und einem freiwilligen sozialen Jahr sehen würden. Die jungen Frauen lernten nähen, weben und spinnen, sie lernten kochen und waschen sowie die Führung eines Haushalts. In diesen zwölf Monaten waren Christa und Hanni ein Herz und eine Seele. Sie verstanden sich auf Anhieb bestens, verbrachten viel Zeit miteinander und machten Pläne für ihr Leben.
Doch nach dem Abschluss der Haushaltsschule im Jahr 1964 wehte sie das Leben in unterschiedliche Richtungen. Sie begegneten sich nie wieder. Christa wurde Kellnerin, heiratete und lebt heute in Wittstock, Hanni wurde Friseurin, heiratete ebenfalls und lebt heute in Röbel. Wiedergesehen haben sich die beiden auf Initiative von Christa Bußler. „Ich hatte durch Zufall ihre Telefonnummer bekommen, mich aber erst nicht getraut anzurufen. Dann habe ich allen Mut zusammengenommen und es probiert. Und nachdem sich herausstellte, dass es sich tatsächlich um Hanni handelt, haben wir uns im Oktober 2023 zum ersten Mal getroffen. Es war der Wahnsinn und wir hatten uns so viel zu erzählen.“
Beim nächsten Treffen im November wandelten die beiden auf den Spuren der Vergangenheit. Sie besuchten ihre alte Haushaltsschule in Werle. Dort befindet sich heute ein Landwirtschaftsbetrieb. Und aus ihrer Unterkunft, dem sogenannten Schwedenhaus, ist inzwischen ein Eigenheim geworden.
Beide Frauen feiern Anfang des kommenden Jahres ihren 75. Geburtstag und werden sich mit Sicherheit spätestens dann wiedersehen. Den Kontakt wollen sie aufrechterhalten. Getrennt waren sie lange genug. Gabriele Elstermann