Wenn das letzte Herbstlaub geharkt wurde, Beete gegen Frost angehäufelt, Exoten frostsicher verpackt und auch der Obstbaumschnitt abgeschlossen ist – dann ist es Zeit, sich um die gefiederten kleinen Gärtner zu kümmern. Sie dezimieren emsig das ganze Jahr über Schadinsekten. Aber in schneereichen Wintern fällt es den meisten Singvögeln schwer, an genügend Nahrung zu gelangen.
Immerhin muss ein Vogelmagen mindestens zweimal am Tag mit energiereicher Kost gefüllt werden, damit die gegen Kälte aufgeplusterten Federbälle genügend Lebensenergie bekommen.
Allerdings sollte man bei der Winterfütterung nicht zu hohe Erwartungen haben. Nur gut zehn einheimische Vogelarten wird man im Garten damit erreichen. Darunter sind kaum die wirklich bedrohten oder seltenen Spezies wie Grauammer und Feldsperling. Selten finden sich auch Rotkehlchen, Goldammer, Kleiber, Dompfaff oder Gimpel ein. Aber dennoch hilft es, die Populationen von Grünfinken, Amseln, Meisen und den immer stärker zurückgehenden Sperlingen hochzuhalten. Außerdem ist der pädagogische Effekt insbesondere für Kinder schon seit Jahrzehnten bekannt. Futterplätze schaffen Freude an der Naturbeobachtung und am Lernen von Vogelnamen.
Wer bereits im Sommer und Herbst mit dem Sammeln und Trocknen von einheimischen Beeren vorgesorgt hat, der kann diese jetzt auslegen. Sonst eignen sich frische Gehäusereste mit anhaftendem Fruchtfleisch und Kernen von einheimischem Obst. Das fressen die Vögel auch sonst, sofern es an den Bäumen hängen bleibt. Ebenso werden trockene, wahlweise in Fett leicht gedünstete Haferflocken von vielen Weichfressern in der insektenarmen Jahreszeit gern genommen. Sonst gibt es fertige Körnermischungen für die Wintervögel zu kaufen.
Doch einfach nur auf der Erde ausstreuen sollte man dieses Futter nur in seltenen Fällen für Bodenbewohner wie Amseln. Diese Futterstellen sollten vor Katzen geschützt sein. Das Angebot sollte bald aufgefressen werden, um nicht durch Feuchtigkeit zu verderben oder womöglich sogar Ratten anzulocken.
Am besten eignen sich im Garten Futterhäuser, die für alle Bedürfnisse etwas zu bieten haben. Aufgestellt werden sie an einigermaßen geschützten Stellen, die gute An- und Abflugmöglichkeiten aufweisen. Das ist wichtig für das Sicherheitsbedürfnis der scheuen Tiere, die sich vor Raubtieren am Boden und aus der Luft in Acht nehmen müssen.
Ideal ist ein etwa zwei Meter hoher Pfahl von geringem Durchmesser, sodass keine Katzen daran emporklettern können. Oben auf den Pfahl kommt ein Futtertisch mit darüber schräg abfallendem Dach gegen Schnee und Regen. Etwas unterhalb sollte am Pfahl ein Brett als Anflughilfe angebracht werden. Dort können die hungrigen Gäste erst einmal prüfen, ob keine Gefahr droht. Außerdem fliegen Meisen und andere Vögel gern von unten das Futter an. Daher sollte zwischen Anflughilfe und dem Dach über dem Futtertisch genügend Platz bleiben. Die Seiten am Futtertisch bleiben ebenfalls geöffnet für Finken, Drosseln, Rotkehlchen oder Braunellen, weil sie vor einem Einflug über Bodenöffnung zurückschrecken.
Aus gleichem Grund eignen sich Futterglocken vor allem für Meisen. Aber sie sind die am einfachsten selbst zu bastelnden Futterhilfen: Durch das Wasserloch eines Keramik-Blumentopfes wird ein im Durchmesser passender Holzstab geschoben, sodass er über den Boden und den Topfrand noch etwa zehn Zentimeter herausragt. Wahlweise kann auch anstatt des Topfes eine aufgesägte Kokosnuss-Schale mit einer Bohrung verwendet werden. Dann wird ein Gemisch von etwa 250 Gramm Samen von Sonnenblumen, Gurken, Kürbissen und Mohn und 125 Gramm zerlassenem Rindertalg in den Topf gegossen.
Nach dem Erkalten wird der Topf umgedreht, der Stab oben durchbohrt und mit einer Schnur an Terrasse oder Baum aufgehängt. Insbesondere Meisen fliegen den nach unten hängenden Stab an und klettern daran von unten bis zum energiereichen Futter.
Auf das Aufstellen von Wasserschalen sollte hingegen verzichtet werden, da die Vögel darin baden könnten und dadurch ihr Gefieder bei Frost verkleben würde.
Auch Essensreste bleiben für die Winterfütterung tabu. Sie können verderben oder gefrieren. Brot ist wegen seines Salzgehaltes und der Eigenschaft, aufzuquellen, für die winzigen Mägen von Singvögeln ebenfalls höchst ungeeignet. Einzig noch ungesalzene Fett- und Schmalzreste können separat oder mit Körnermischungen vermischt, verfüttert werden.
Matthias Busse