Zwischen Weihnachten und Neujahr gibt es meist ein paar besinnliche Tage, in denen auch einmal der Blick in den Garten schweift. Wer sich jetzt nicht an den zarten Blüten von Zaubernuss (Hamamelis), Christrose (Schwarzer Nieswurz) oder der als Liebhaber-Pflanze geltenden Cilicischen Schneeglöckchen (Galanthus cilicicus) erfreuen kann, der wird sich möglicherweise nach den ersten Frühblühern vor dem Haus sehnen. Aber in der Alltagshektik wurde wieder vergessen, im Herbst die Zwiebeln zu setzen?
Das ist kein Problem, denn nachdem der erste Schnee geschmolzen und der Boden wieder frostfrei ist, kann das noch nachgeholt werden. Der meist erst erneut vielleicht im Januar einsetzende dauerhafte Bodenfrost ist sogar wichtig, damit die Zwiebeln im Frühjahr prächtig zur Blüte kommen. Denn Blumenzwiebeln sind sogenannte Kaltkeimer, die für ihr Austreiben einen längeren Kältereiz unter dem Gefrierpunkt benötigen.
Schneeglöckchen, Krokusse, Narzissen, Tulpen oder die kugeligen Blüten des Zierlauchs Allium brauchen also die tiefen Wintertemperaturen für ihre Entwicklung. Spät die Zwiebeln in den Boden zu bringen, ist derzeit kein Nachteil. Wer könnte es besser wissen, als die für ihre Tulpenpracht bekannten Niederländer? „Ist man zu früh dran, kann sich das negativ auf das Wurzelwachstum und damit auch auf die Blüte im Frühling auswirken“, betont Blumenzwiebelexperte Carlos van der Veek vom Erzeuger „Fluwel“ aus dem nordholländischen Burgerbrug. „Eventuell treiben die Zwiebeln schon vor dem Winter aus und erfrieren im schlimmsten Fall während eisiger Temperaturen.“ Bei der Auswahl der verwendeten Zwiebeln gilt: Je größer die Zwiebel, desto üppiger fällt später die Blüte aus.
Große Tulpenzwiebeln beispielsweise haben einen Umfang von zwölf Zentimetern, imposante Narzissen sogar zwischen 14 bis 16 Zentimetern. Dazu sollten die Blumenzwiebeln fest sein und sich nicht weich anfühlen, keine Schimmelspuren aufweisen und vor allem noch keine grünen Austriebe zeigen. Was diesen Anforderungen nicht entspricht, gehört nicht ins Beet, sondern auf den Kompost. Das stellenweise Fehlen der harten braunen Zwiebelhaut ist dagegen kein Qualitätsmangel.
Mit diesem Grundwissen können selbst Gartenanfänger eindrucksvolle Frühlingsbeete schaffen. Die Auswahl ist riesig und für jeden Standort, Geschmack und jedes Farbschema. Dabei stellen die Pflanzen keine speziellen Anforderungen an den Boden, und zum Standort ist nur weniges zu beachten. „Die meisten Frühjahrsblumenzwiebeln bevorzugen es eher sonnig bis halbschattig - Tulpen und Narzissen beispielsweise, aber auch Anemonen und Hyazinthen“, sagt van der Veek. „Traubenhyazinthen, Zierlauch oder Krokusse wünschen sich dagegen einen fast vollsonnigen Platz im Garten, der weiße Hundszahn oder die Schachbrettblume einen etwas schattigeren.“
Neben dem optimalen Platz im Garten gilt es die Tiefe des Pflanzlochs zu beachten. Diese ist meist auf den Blumenzwiebel-Tüten zu finden. Sonst hilft folgende Faustregel: Das Loch sollte zwei- bis dreimal so tief sein, wie die Zwiebel oder Knolle dick ist. Das bedeutet, die kleinen Krokusknollen kommen erheblich flacher in den Boden, als die dicken Zwiebeln der Kaiserkronen. Aber wie immer gibt es Ausnahmen: Die kleinen Schneeglöckchen-Zwiebeln sollten mindestens zehn Zentimeter tief gesetzt werden. Auch Tulpen kommen mindestens 15 Zentimeter tief in den Boden, damit sie später fest in der Erde sitzen.
Danach dürfen sich Pflanzenfreunde ruhig auf das Frühjahr freuen. Eine Pflege über den Winter braucht es nicht. Die Blumenzwiebeln und Knollen haben über das Jahr genügend Nährstoffe gespeichert, damit dann ab Februar die zarten Schneeglöckchen als erste das Blütenfeuerwerk eröffnen können. Die Frühblüher erinnern dann den Gartenfreund auch daran, Zaubernuss oder Schneerose bis April zu pflanzen. Damit demnächst der Garten sogar in der kalten Jahreszeit über durchblüht. Matthias Busse