Meist gehe es um verhaltensgestörte Vierbeiner – Hunde oder Katzen. Sie seien das Ergebnis unüberlegter Anschaffungen von Haustieren in der Corona-Zeit vor gut zwei Jahren.
Das Problem: Oftmals wurden falsche Entscheidungen getroffen. „Ein Hütehund zum Beispiel ist für die Wohnungshaltung absolut nicht geeignet“, so Sven Galle. Manchmal seien aber auch schlicht die inzwischen veränderten Lebensbedingungen von Herrchen oder Frauchen der Grund, dass der Hausgenosse auf vier Pfoten nicht mehr so recht in den Alltag passen will.
Denn die Arbeitswelt hat sich wieder normalisiert. Was bleibt, sind oftmals verhaltensgestörte oder -auffällige Tiere, weil sie in Corona-Zeiten falsch gehalten wurden „Corona-Tiere“ nennt Sven Galle solche Fälle. Folge: Die Halter sind mit den Tieren überfordert und möchten sie nun wieder loswerden. Peter Lenz, Vorsitzender des Tierschutzvereins Ostprignitz-Ruppin, kann Sven Galle nur beipflichten. „Wir haben ebenfalls sehr viele solcher Anfragen. Und das geht allen Tierheimen so.“ Menschen hätten sich schlicht aus Langeweile ein Tier angeschafft und kämen mit ihm nun nicht mehr klar. „Wir haben einfach nicht genug Kapazitäten“, sagt Peter Lenz. Es fehle an Unterbringungsmöglichkeiten. Zudem seien die Tiere oft so stark geschädigt, dass sie unvermittelbar wären. Um zu verhindern, dass zu Weihnachten Haustiere verschenkt werden, fänden derzeit auch keine Vermittlungen statt, sagt Peter Lenz: „Wir geben nichts raus.“
Ganz ähnlich ist es bei Sven Galle in Papenbruch. Er verzichtet in der Vorweihnachtszeit bewusst darauf, für die Vermittlung einzelner Tiere zu werben, damit sie nicht überstürzt angeschafft werden, nur weil sie niedlich aussehen. „Corona-Tiere“ nehme er derzeit nur in absoluten Ausnahmefällen auf. „Ich schaue mir die Eigentümer sehr genau an“, sagt er. Zudem müssten diese für die Unterbringung eines Hundes 20 bis 25 Euro pro Tag zahlen – also einen etwas erhöhten Satz, weil verhaltensgestörte Tiere aufwendiger zu handhaben sind.
Sven Galle geht davon aus, dass diese Zahlen künftig noch steigen werden – ebenso wie die Anfragen nach Abgabe eines Haustieres. Björn Wagener