Dieser Roman führt in eine Welt, in der nicht so viele Leser zu Hause sind. Es ist die Welt der Kunstsalons, der Galerien und Ateliers, der Sammler und Händler, aufstrebender Künstler und Kritiker. Wir begegnen ihnen in Vernissagen, Auktionen, auf Partys und in dunklen Hausfluren. In New York, London, Berlin, Paris und immer wieder Wien. Alles dreht sich um die Konzeptkünstlerin Julie Leyroux, unberechenbar in ihren künstlerischen Ausdrucksformen ebenso wie im Umgang mit den Menschen in ihrer Umgebung. Julie ist groß, schlank, mit langen braunen Haaren und grünen Augen. Sie wurde in Shanghai geboren, spricht fünf Sprachen und verbrachte ihre Kindheit und Jugend in der halben Welt, bis sie in Wien ankam. Ihre Performances, beispielsweise die öffentliche Verwandlung eines Pissoirs in seinen praktischen Gebrauch in der Arbeit „fountain.reverse“ , regen die Kunstwelt auf, wie ebenso die Präsentation einer Serie transparenter Kästchen mit Bonbons, die erst Jahre später an einem definierten Tag geöffnet werden sollen.Die Autorin Flora S. Mahler, geboren 1975 in Wien und selbst als bildende Künstlerin bekannt, blickt aus dreierlei Perspektive auf diese junge Frau, die verführt und verstößt. „Alle Künstlerinnen sind Vampire, und erfolgreiche wie die Leyroux sind besonders brutal“, sagt ein Künstlerkollege über Julie. Der Roman erzählt von Menschen, die auf unterschiedliche Weise mit ihr verbunden sind, angezogen, aber ebenso zurückgewiesen. Da ist Mona, mit der sie an der Wiener Akademie Kunst studiert hat, und die sich in einen Liebestaumel stürzt. Ann, Galeristin von „Zimmer, Küche, Bad in Arkadien“, die von der Künstlerin profitiert und unter ihr leidet, und der Philosophieprofessor Robert, Julies älterer Halbbruder. Über die Reflexion zu Julie erfahren wir sehr viel über diese drei, ihre Lebenswege und Gefühle, ob es nun um künstlerische und berufliche Entwicklungen, die Familie oder die Liebe und den Tod geht. Und um die befreiende Wirkung von Kunst. Bei der Lektüre verliert man sich mitunter in den Gedankengängen der Autorin, wird aber schnell wieder ins Alltägliche zurückgeholt. Die Autorin kennt keine Tabus, so wie auch ihre Heldin nicht. Offen und unverblümt ist ihre Sprache, einige Leser wird die Direktheit vielleicht verstören. Das ist ungewohnt. Aber wer sich darauf einlässt, wird von diesem Roman fasziniert sein. rv